Hörenswert: Volcano Choir – „Repave“

Bukowskis Weg wurde neu gepflastert

Wenn ein Album am selben Tag wie man selbst das Licht der (kommerziellen) Welt erblickt, hat das schon was. Wenn einen das Gefühl nicht loslässt, man kennt die – zwar verzerrte – Stimme am anderen Ende der Kopfhörerkabel, dann ist das aufregend. Und wenn man nach einer kurzweiligen Recherche noch dahinterkommt, dass es sich um einen alten Weggefährten handelt, der einem da vorsingt, was auch im eigenen Kopf kreist, dann ist das allemal Grund genug, genauer unter die Lupe genommen zu werden.

Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 08.11.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 14.11.13 ab 00:00 Uhr.

Volcano Choir ist, neben „The Shouting Matches“, ein weiterer Seitensprung von Singer / Songwriter Justin Vernon, dem Mann hinter dem Kassenschlager Bon Iver. Was lange währt, wird endlich „Repave“. Zweieinhalb Jahre lang werkelten Volcano Choir in ihrer Heimat Wisconsin an „Repave“ herum, bis es Anfang September dieses Jahres schließlich erschien.

Als ihn „For Emma, Forever Ago“ 2009 auch auf dem weltweiten musikalischen Radius aufscheinen ließ, wurde Justin Vernon alias Bon Iver zur Stimme des mittleren Westens und seine Heimat, Wisconsin, als neue musikalische Goldmine entdeckt. Als Teil des riesigen Musikerkollektivs Gayngs, war Vernon jedoch immer schon ein Kollaborateur. Das zeigt sich bei Volcano Choir.

Zeit für Transformation

So entstand auch „Unmap“, das erste gemeinsame Album von Volcano Choir, als Ideenaustausch unter Freunden. Die Songs brauchten stolze 4 Jahre, um sich zu einem Album zusammenzufügen. Fast so lange nahm auch das zweite Album „Repave“ in Anspruch, vor allem aufgrund der vielen anderen musikalischen Projekte, die jedes Mitglied für sich verfolgte. “… we were just languishing in it, and relishing in it, and loving the fact that there was no deadline, that we could keep reworking these songs until we were really, really happy with them, which is why they sound the way they do on Repave.” (Chris Rosenau)

“I think that’s another thing that adds to it, and the record starts to be about that process a little bit. It takes time and transformation. It’s an intellectual thing for the record.” (Justin Vernon)

Samples & Synthistimme

Sakral anmutend beginnt „Repave“ mit „Tiderays“ und macht gleich klar, dass es sich hierbei nicht um ein Bon Iver-Album handelt. Vernons Stimme klingt auf dem gesamten Album beizeiten wie durch den Synthiwolf gedreht. „Comrade“ spielt direkt ins Herz und hymnisch kommt „Byegone“ schließlich aus dem Nichts daher, bevor Charles Bukowski, der Patron des Albums, in „Alaskans“ höchstpersönlich zu Wort kommt. Das verzweifelte „make it so that I die in my sleep and not in my life.” gab den Ton auf “Repave” an.

Im Highlight des Albums, dem sich leise einschleichenden „Dancepack“, grüßt das Bild einer glückliche Kindheit, das mit Bruce Springsteen im Hinterkopf, ein Gefühl von sentimentaler Melancholie und glücklichen Erinnerungsfetzen zurücklässt, während man das Notizbuch schon zückt, weil fast vergessen: there’s still a hole in your heart“. „Almanac“ steuert schlussendlich den Home Run an.

Volcano Choir sind: Jon Mueller, Chris Rosenau, Matthew Skemp, Daniel Spack, Justin Vernon und Thomas Wincek.