Hörenswert: Baba Zula – „Gecekondu“
Das JazzIt feiert diese Tage sein Zehnjähriges Bestehen. Für heute (Stand: 10. Februar 2012) hat Initiator Andreas Neumayer nicht nur ein sensationelles Quartett zusammengestellt, dem neben Topstars wie David Murray und Hamid Drake mit Stefan Kondert und Matthias Löscher auch zwei heimische Jazzgrößen angehören, sondern bringt mit Baba Zula zudem eine hochinteressante türkischen Formation nach Salzburg, deren sehr grooviger und unglaublich hypnotischer Sound direkt aus dem Herzen des urbanen Istanbul zu kommen scheint.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 10.02.12 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 16.02.12 ab 00:00 Uhr.
Spätestens 2005 als der bereits legendäre Soundtrack zu Fatih Atkins Film „Crossing the Bridge“ veröffentlicht wurde, machte sich Baba Zula auch außerhalb der türkischen Grenzen einen Namen. Im Oktober 2010 gastierte die Formation erstmals im JazzIt und die Besucher dieses Konzerts waren Zeuge einer Liveperformance die Musik, Kleidung und Tanz miteinander verbunden hat. Nun ist Baba Zula erneut im JazzIt zu Gast und wird sicherlich einiges von ihrem aktuellen Studioalbum „Gecekondu“ erklingen lassen.
Gecekondu bedeutet so viel wie „’n der Nacht gemacht‘ und bezieht sich auf die Behausungen der Glücksritter, die aus der Not in die Metropole Istanbul flüchten und sich eben ‚über Nacht‘ illegal eine Unterkunft zusammenbauen, von denen die Meisten lediglich aus Lehm und Steinen bestehen.
Vielleicht ist auch Baba Zulas „Gecekondu“ über Nacht entstanden. Jedenfalls klingt das Album wie die Reise durch eine lange Nacht des urbanen Istanbul. Mit ihrem elektroakustischen Sound und der Verbindung von traditionellen Elementen mit modernen westlichen Stilen kreieren Baba Zula betörend, hypnotische Klangwolken. Und dass gerade die elektrische Saz extrem rockig klingen kann, wird hier einmal mehr unter Beweis gestellt. Vor Allem aber scheint es sich hier um eine Art von zeitgenössischer Trance-Musik zu handeln, die einen regelrechten Sog ausüben kann und nach ‚Höherem‘ zu trachten scheint. Denn der Ansatz einen anderen Bewusstseinszustand herzustellen ist in fast jedem Stück dieses Albums enthalten. Das klappt natürlich besonders gut bei den längeren Tracks, wie dem beschwörenden „Hayde Hayde“ oder dem treibenden „Temptation“. Sicher ist jedenfalls dass es wohl ein in mehreren Hinsichten beeindruckendes Konzert werden wird.
Wieder einmal zeigt sich in diesem hochinteressanten Programm der Mut, das feine Gespür, sowie Andreas Neumayers exzellente Kenntnisse der internationalen Musikszene, die Salzburg mit unglaublicher Konstanz immer wieder Konzerte der Extraklasse beschert. Auch das ist ein Grund zum feiern. Wer an diesem Abend verhindert sein sollte, wird sich wohl mit dieser wunderbaren CD begnügen müssen.
Personel:
Murat Ertel: zaz, elec, voc
Levent Akman perc, elec
Cosar Kamçi: perc, darbuka
Sarah Bahar: voc, dance
Das Album ist am 24. Juni 2011 bei Essay (Indigo) erschienen.
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