Hörenswert: Barbarossa – „Bloodlines“
„We like playing shows and being loud“. Das hört man schon mal gerne.
Und die interessanteste Musik kommt meist unerwartet – das ist der Moment, wo James Mathé a.k.a. Barbarossa reinkommt. Und auch sein neues Album „Bloodlines“ tritt ganz überraschend aber doch höflich die Tür ein. Sphärischer Folk-Pop aus London mit Ausflügen zu HipHop-Beats, Post-Rock und Soul. Und Musik, die erzählt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 23.08.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 29.08.13 ab 00:00 Uhr.
Als Teil der Liveband von Junip kann man zweifellos einiges lernen. Und mit „Bloodlines“ hat man das musikalische Ergebnis von Barbarossa: Wärmender Electro-Soul, elegante Klangwelten und groovender Folk, ergänzt mit digitalen Sounds. Und analogem Instrumentarium. Und Falsettgesang. Und vielen Geschichten.. Und wenn sich die eigene Musik nicht mehr bestimmten Genres zuordnen lässt, ist man auf dem richtigen Weg.
Bereits beim Opener „Bloodlines“, mit Orgel-schwerer Eröffnung und Lyrics wie „it would break your heart if you knew that this is all about you“ wird die offenherzige Ehrlichkeit des ganzen Albums deutlich. Und die tiefe Melancholie, die aber weit weg ist von Trostlosigkeit. Dafür sorgt die Stimme von Mathé, die sich wie Lichtstrahlen durch Düsternis scheidet. Auch wenn es um die weniger schönen Dinge des Lebens und der Liebe geht bleibt doch noch die Hoffnung, dass alles einmal besser wird. Und das ist es, was das Album catchy macht – Es winkt nicht und schreit auch nicht „Aufmerksamkeit!“, nichts desto trotz bleibt das Ohr hängen und bleibt um zu hören, was kommt.
Straighte Drums, Funk und ein treibender Beat
Und da kommt noch jede Menge, „Turbine“ zB. schielt schon wieder zur Tanzfläche und lockt mit straighten Drums, Funk und einem treibenden Beat – gefolgt von „Butterfly Plague“, das einem gleich wieder eins reinwürgt. Während der Vorgänger von 2007 „Chemical Campfires“ noch beim schottischen Label Fence Collective veröffentlicht und auf Akustik-Pop und das klassische Singer-Songwriten konzentriert war, verbindet Barbarossa mit „Bloodlines“ auch Elemente aus angrenzenden Genre-Schubladen oder greift auch gern mal in die gegenüberliegende Kommode.
Spannend macht die Platte, dass scheinbar unter einem großen musikalischem Bogen unzählige Melodien ihr Eigenleben führen – für die lieben Indie-Kinder gibt es „Pagliaccio“ mit sanftem Groove, dominanten Basslines und einem leichten Hang zum shoegazing. „S.I.H.F.F.Y.“ erfüllt auch noch die Sehnsüchte der dunkel Beseelten: ‚I would break and shatter every bone to work this out, you know..‘ und „The Load“ klingt nach genau dem, nach der Last tragischer Sehnsucht: ‚I will not ever take this for granted, I am forever in your hands..‘
So reserviert, so reumütig und so romantisch ist „Bloodlines“ und streichelt damit genau dorthin, wos wehtut; Richtung Herzschmerz, Unsicherheit und Einsamkeit. Aber mit Raffinesse und gekonntem Handwerk wird daraus eine Sammlung der Highlights aus dem traurigen und doch schönen Leben und die Erinnerungen an Lehren, die man nicht missen möchte.
Aber: Am Ende ist man doch glücklich.
„Bloodlines“ von Barbarossa ist am 9. August 2013 bei Memphis Industries erschienen.
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