Hörenswert: Compilation „Habibi Funk: An Eclectic Selection”
Auch, wenn noch ein paar Tage bleiben. Diese Zusammenstellung von spannungsgeladener elektrischer Musik aus dem Morgenland bekommt schon jetzt die Auszeichnung ‚Schrägstes Album des Jahres‘ verliehen.
Insbesondere die frühen, zum Teil sogar noch unveröffentlichten Aufnahmen aus den 60er Jahren kann man nur als ‚haarsträubend‘ bezeichnen und sind ob ihrer Originalität, Fremdartigkeit, sowie der energetischen Wildheit einzigartig in ihrer Art. Also: Ohren angelegt und los.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 22.12.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 28.12.17 ab 00:00 Uhr.
Mit Geschenken ist es ja immer so eine Sache. Von ‚überflüssig‘ bis hin zu ‚hochgefährlich‘ ist da wohl alles möglich. Also bloß aufgepasst. Bei „Habibi Funk: An Eclectic Selection” ist das auch angebracht. Was einem hier entgegenkommt ist faszinierend, hört sich aber zum Teil völlig durchgeknallt an. Nein. So haben wir uns die Geschenke aus dem Morgenland sicherlich nicht vorgestellt.
Was hier das Label Groove Attack an Aufnahmen aus der arabischen Welt der späten 1960er bis zu den frühen 1980er Jahren zusammengetragen hat ist insofern grandios, als es unsere Hörgewohnheiten permanent hinterfragt. Es ist die arabische Version der uns scheinbar so vertrauten westlichen Pop-Musik. Doch der Moment der Freude über eine bekannte Struktur ist meist nur ein kurzer und weicht dem bizarren Gefühl, sich im Niemandsland der musikalischen Zuordnung zu befinden. Da vermag einem nicht mal die ‚Für Elise‘-Adaption oder das ‚Harlem Shuffle‘-Cover (obwohl nicht einmal das Wort ‚Cover‘ hier so ganz passen mag) irgendwelchen Halt zu geben. Jedenfalls ist es mir nicht gelungen etwas zu finden, was ich mit ‚Funk‘ im herkömmlichen Sinn in Verbindung bringen konnte und was die Bezeichnung im Titel der Zusammenstellung rechtfertigen würde.
Historisch muss darauf verwiesen werden, dass sicherlich viele Aufnahmen in Zeiten von Krieg, repressiven Diktaturen und gesellschaftlichen Verhältnissen entstanden sind, in denen es sicherlich nicht so einfach war Musik zu machen, in der der Einfluss der westlichen Welt omnipräsent ist. Dementsprechend strahlen einige Nummern eine selten gehörte Verwegenheit aus und versprühen Funken der Aufsässigkeit gegen Konventionen, die einen mitreißt und den Freiheitsgedanken stärkt.
Schreiten wir in der Zeit auf dieser Compilation voran, nähern wir uns leider den 80er Jahren. Und da wird es auch hier richtig geschmacklos, was den Sound und den Kitsch-Faktor betrifft. Glücklicherweise handelt es sich dabei ‚nur‘ um das letzte Drittel der Zusammenstellung, die sich zwischen Disco und Fusion-Funk bewegt, wie ihn vielleicht George Benson in seiner sich dem Kommerz anbiedernden Zeit (natürlich in den 80ern) gespielt hat. Doch letztlich sind die beiden ersten Drittel so überragend, dass die paar Ausfälle nicht groß ins Gewicht fallen.
Frohe Weihnacht und guten Rutsch mit „Habibi Funk“.
Das Album ist am 1. Dezember 2017 auf Groove Attack erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da