Hörenswert: Jimi Tenor & UMO – „Mysterium Magnum“
Tenor bleibt unberechenbar: Nach Disco, Funk, Jazz und Afrobeat kommt Jimi Tenor mit einem BigBand-Album heraus, das klingt als ob James Last und Klaus Doldinger auf LSD mit einem intergalaktischen Orchester den Soundtrack für die Neuverfilmung von Raumschiff Orion eingespielt hätten. Und wer sich etwas Zeit nimmt, dem eröffnet sich durch diese fantastischen Klangwelten sicherlich sein ganz persönlicher Film.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 06.11.15 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 12.11.15 ab 00:00 Uhr.
Der Albumtitel bezeichnet recht genau, was einen auf den hier gespeicherten 35 Minuten Musikereignis erwartet: Sieht man das Album als Gesamtkunstwerk, dann hinterlässt es einen mit dem Gefühl hier ein großes kniffliges musikalisches Rätsel gehört zu haben. Dem ist nicht so, widmet man sich den einzelnen Stücken. Denn die können streckenweise so was von groovig treibend dahinfahren, wie eine rasante Verfolgungsjagd. Zwischendurch kommen immer wieder recht harte Brüche mit freien, experimentellen Elementen, oder aber auch sehr leise und sehnsüchtig anmutende Phasen wie bei der richtig ‚schönen‘ und ganz getragenen Nummer „I was here“. Stark ist eben auch der unglaubliche Abwechslungsreichtum, den „Mysterium Magnum“ zu bieten hat.
Der Bogen spannt sich dabei (sehr stark) von Action zum Mystischen. Letzteres liegt eventuell auch an dem von Tenor gespielten Synthesizer russischer Bauart, dem RITM-2, der ganz ungewöhnliche Klänge erzeugen kann. Zwischen diesem Klangerzeuger und dem Saxofon entfacht sich bei der Nummer „Sähköinen Laji“ ein fast auskomponiertes, faszinierendes und sehr bizarres Zwiegespräch. Insgesamt gibt es unglaublich viel auf diesem Album zu entdecken.
Mit UMO (Uuden Musiikin Orkesteri ) dem finnischen Orchester für Neue Musik das bereits 1975 gegründet wurde, hat Jimi Tenor anscheinend genau das richtige Orchester gefunden um seine gefinkelten Kompositionen umzusetzen (Auf der Homepage seines Labels Herakles gibt es dazu folgendes zu lesen: „All tracks are skillfully composed and arranged by Jimi Tenor“). Denn dieses Orchester spielte bereits mit Größen wie Dizzy Gillespie oder McCoy Tyner zusammen und somit durchaus anspruchsvolle Kompositionen im (experimentellen) Jazzbereich. Und gespielt sind diese vertrackten Stücke wirklich knackig und mit dem nötigen push&power. Geprobt wurde anscheinend im sehr engen Raum des UMO.
Auf youtube ist ein 12 minütiger Mitschnitt der CD-Präsentation im finnischen Baari. All diese Informationen geben spiegeln folgendes wieder: Um Geld kann es hier wirklich nicht gehen. Und das ist gut so, denn herausgekommen ist mit „Mysterium Magnum“ ein vollkommen queres Stück (Kunst)Musik, dass die Imaginationskraft nährt und darüber hinaus unglaublich groovig sein kann. Es ist allen Musikern zu wünschen, mit diesem Projekt noch ganz viel Geld zu verdienen.
Das Album ist am 4.September 2015auf Herakles erschienen.
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