Hörenswert: sleepmakeswaves – „Love of Cartography“
Australien hat musikalisch so einiges herzugeben, nicht nur den orchestralen Artrock von The Red Paintings oder feinen Indierock von Powderfinger sondern auch sanft-brachialen Postrock.
Gut, dafür spielt das Land nicht unbedingt eine Rolle, fügt sich aber dann doch positiv in das musikalische Umfeld ein. sleepmakeswaves zeigen dies auditiv gerade mit dem neuen Werk „Love of Cartography“, und auch, wie genial man instrumentale Musik mastern kann. Denn die Musik erzählt ihre eigenen Geschichten und der emotionale Schlag, der uns schon beim Debütalbum „… And SoWe Destroyed Everything“ von 2011 niederhaute reißt auch 3 Jahre später noch vom Hocker.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 17.10.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 23.10.14 ab 00:00 Uhr.
Alex Wilson, Tom Binetter, Jonathan Khor und William Smith gründen 2006 in Sydney sleepmakeswaves, Binetter wird noch im gleichen Jahr von Otto Wicks-Green abgelöst, später geht noch Smith und Tim Adderley kommt. Sie erhielten schon damals beim besagten Erstwerk einiges an Aufmerksamkeit, inklusive extensiver Touren und einem Auftritt beim SXSW Festival 2012.
Ob es ihnen nun vielleicht doch peinlich ist, dass der Erfolg sich aber auch unter anderem durch den Glitzer-Vampir-Kitsch von „Twilight“ einstellt weiß man nicht. Können ja nix dafür, dass einer der Fans besagtem Filmguts ein Video dessen mit ‚One Day You Will Teach Me To Let Go Of My Fears‘ unterlegt und innerhalb kürzester Zeit 200.000 Klicks erreicht. Aber, 2008 ist lange vorbei, jetzt werden mit „Love of Cartography“ neue Maßstäbe gesetzt. Produziert von Nick DiDia (u.a. Pearl Jam, Stone Temple Pilots, Rage Against The Machine) entstand die Platte durch das aktuell sehr beliebte Crowdfunding – und da macht man doch gerne ein paar Token locker um sich für eine knappe Stunde in fast schon cineastischer Musik zu versenken.
Schon mit ‚Detonator‘ wird die Platte mit dem postrock’schem Pendant zum Trommelwirbel eröffnen, bleibt unvorhersehbar, dreht und wendet sich und klingt in beinahe hypnotischer melodischer Manier aus. Aber, so schnell kann man gar nicht schauen, ist das Rockriff dem Keyboard und Elektronik gewichen. ‚Traced in Constellations‘ erinnert etwas an frühere Stadien der Band, mehr Druck, mehr Lärm, mehr heavy. Laut-leise Dynamik, fast fragiles Soundgefrinkel, zarter Metal und dröhnende Melodien, ein melting pot an Sounds, ohne jedoch geballt und dicht zu klingen. Es bleibt Platz für die eigene Eindrücke. Bei ‚Great Northern‘ hat man beinahe Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen, auch ‚A Little Spark‘ und dem wunderbaren Finale mit ‚Your Time Will Come Again‘ zeigen sich sleepmakeswaves ganz im Sinne des Bandnamens.
Man kann ja über Postrock streiten wie man will, sleepmakeswaves machen ihre Sache verdammt gut. Nicht zu ruhig, nicht zu lärmig, ohne Hektik und ohne den Anspruch, ja nicht aus dem Genre zu fallen. Schlaf macht Wellen, mit Liebe zur Kartografie. Und wenn man der Facebookseite der Band glauben darf, haben Community Radios anscheinend die meiste Freude damit.
Epic, liebe Leute, epic.
„Love of Cartography“ von sleepmakeswaves ist am 29. August 2014 bei Bird’s Robe Records erschienen
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