Hörenswert: Spitting Ibex – „E.G.O.“
Eine Space Opera im Funk-Universum, sphärisch-tiefer Rock, elektrisierend trippy und von Wien aus in die ganze Welt – Spitting Ibex hat auf „E.G.O.“ wirklich alles, was man zwischen Retro und Futurismus, zwischen felsenfestem Selbstbewusstsein und der allgemeinen Hinterfragung des Selbst braucht.
Hörenswert. RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 16.12.22 ab 14.06 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 22.12.22 ab 00.00 Uhr
Spitting Ibex könnten genauso gut the latest shit frisch aus New York sein, der die US-amerikanische Soul-Musik der 1970er Jahre ins 21. Jahrhundert katapultiert – der internationale Sound gemixt mit Livegewalt und stilistische Vielfalt, die unglaubliche und stimmgewaltige Energie von Tanja „Aunty“ Peinsipp auf der Bühne machen Spitting Ibex zum reinsten Erlebnis, das an so manchen Grundfesten rüttelt.
You’re my Ego
Spitting Ibex gibt es in der aktuellen Besetzung seit 2017, gegründet wurde die Band aber bereits 2011. Ausgerechnet Sergei Prokofjews „Peter und der Wolf“ inspirierten Aunty dazu, mit Klarinette anzufangen, später kamen mit Disney Klavier und Gesang dazu. Die Kombi u.a. mit Florian Kittner (Funk & Jazz liegen in der Familie) entwickelte sich Spitting Ibex schließlich in Richtung moderner Sounds, Elektro, Bass, Trap und alles andere als 08/15-Funk. Immer in Bewegung, immer individuell und authentisch. Gemeinsam mit Valentin Zopp – Keys, Florian Jauker – Bass und Alexander Distl – Drums wurde Spitting Ibex in den letzten Jahren gleichsam zum Geheimtipp und zu einer aufsteigenden Funk-Größe.
On knees we ask for more
If she does adore
Our gifts and what we do
To please Mamagodoh
Mit „E.G.O.“ bewegen sich Spitting Ibex nun in Richtung düsterer, rockigere Gegenden und tragen das Erlebte in einem Mantel aus Metaphern in die Welt hinaus, ohne sich von sich selbst zu distanzieren. Zwischen Selbstreflexion, Isolation und Sicherheit, entwaffnend ehrlich und mit großen Arrangements bleiben selbst die dunkelsten Emotionen im schwarzen Samt von Auntys Stimme gebündelt und drehen sich mit Synth-Sounds geschmiert gerade in richtiger Dosis ins Bewusstsein. Immer kurz bevor die Gewässer so richtig tief werden aber mit großem Einblick in das Innerste der Band.
Während „Fight Back“ fast schurgerade auf Hard Rock zuzusteuern scheint und gerade noch abbiegt in Richtung groovenden Rock mit flirrenden Gitarren und durchdringenden Vocals, ist „Mamagodoh“ ist reinstes Empowerment und stürzt das Patriachat, das Off-Kommentar „Der war nicht schlecht, oder?“, könnte es nicht besser treffen. „Surface“ gräbt sich unter eben jene und lässt die dunklen, nebeligen und verlassenen Gassen der Musik fast greifbar werden – „E.G.O.“ ist ein smoothes Verknüpfen von Rock, Funk und Electronic zu einem dystopisch anmutenden Klangbild, das man so von Spitting Ibex noch nicht kannte.
Fresh & funky for the soul
„E.G.O.“ zieht gekonnt alle Register. Es sind persönliche und tiefgehende Auseinandersetzungen mit dem eigenen Ego und dem der anderen. Spitting Ibex tritt sich selbst entgegen und ist dadurch noch mehr sich selbst. Noch viel mehr werden sie es bei ihren Release Shows sein:
- 15. Dezember – Arena Wien
- 17. Dezember – Dom im Berg Graz
- 3. März – Jazzit Salzburg
„E.G.O“ von Spitting Ibex ist am 15. Dezember 2022 bei Spitting Records erschienen.
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