Hörenswert: The Fur Coats – „Mirror Gazing“
Mit so richtig cooler Mukke durch den heißen Sommer, na wie wär‘s?
The Fur Coats shoegazen sich auf „Mirror Gazing“ durch feinsten Electropop mit Anleihen aus Funk und Jazz und werden dem Klischee der Portland’schen musikalischen Genialität wieder mal gerecht.
Kinetische Liveenergie auf Platte, im strandtaschentauglichen EP-Format für den Weg von der Afterhour ans Meer.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 03.07.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 09.08.18 ab 00:00 Uh
Da wird wieder mal mit Genre-Kombinationen herumgeworfen. Zurecht.
The Fur Coats sind die American Sweethearts des Psychedelic Soul-Pop und füttern uns musikalisches Soulfood zwischen funky flavour und emotional deepness. Abgesehen davon, dass das Gespann Chris Karl, Betty Downey, Nathan Weber, Anna Tyler, Jacob Early und Matthew Lynch einfach wahnsinnig sympathisch ist (siehe Foto) kreiert das Sextett aus Oregon sorgfältige und sachte Soundtracks für unsere innersten Introspektionen. In Zeiten brütender Einsamkeit oder quälender Reflexion (oder beides).
“All of ‘Mirror Gazing’ is about what you see when you really see yourself.”
Der Name ist Programm. „Mirror Gazing“ schaut trotz der funkelnden und wunderbar glatten Oberfläche tief hinab in die rohe Menschlichkeit, hinein in den Spiegel unseres Selbst. Das Ergebnis ist ein Streifzug durch Emotionen, Beziehungen und Selbst-Bewusstsein in dem großen Gefüge namens Leben. Starre in den Spiegel und entdecke was es heißt, zu sein.
„Real Love“ groovt sich cool aufheizend in die Gehörgänge und wirkt wie der musikalische Drogenrausch: Hypnotisierend, elegant gestöhnt und passend zum Sommer: heiß. „Put me on your list / and put your boyfriends out / and just blow me a kiss / i want to sleep on your couch.“ Mei, David Bowie und The Velvet Underground wären wirklich stolz. The Fur Coats euphorisieren sich in „The Garden“ in plüschigem New Wave-Pop und würzen nicht nur das liebevoll-verträumte Video mit smoother Melancholie. Das ist so der post-Beziehungs-Urlaubsflair, wo man sich der eisigen, inneren Kälte zwar noch nicht ganz entledigen mag, aber sonst eigentlich eh alles wunderbar und wohlig ist.
Ein Soundtrack für den Herzschmerz im Hochsommer.
Ruhig und verträumt, synth- und effektbeladen unterzeichnen „Transmortal Vibes“ und „Don‘t Be Cruel“ den eigenen, impressiven Electro-Sound der Fur Coats: Üppige Harmonien, subtiles Keyboard, ein bisschen Saxophon und Chim-Gitarren für den leicht schrulligen Hippie-Sonic-Sound, der bestimmt am besten aus einer Garage mit Teppichböden klingt. Stimmt wahrscheinlich nicht, aber ein der Bildhaftigkeit geschuldet schon recht passend. Es ist quasi immer Zeit für Sonnenschein-Musik, die sich aber doch in dunklen, düsteren Seelenhallen am besten anhört.
„Wäre die EP eine Person, so wäre sie wohl der schräge Typ aus der Schulzeit, der immer bunte Kleider aus dem Brocki getragen hat, früh begonnen hat zu rauchen und sich lieber in die Plattensammlung der Eltern vertieft hat, als MTV zu schauen. Ein bisschen nervig war er manchmal, aber lustig ist er trotzdem auch, und wenn einem nach einem Gespräch über philosophische Themen aller Art zu Mute war, dann war er sicherlich der richtige.“ (in courtesey of Sarah Rutschmann/Artnoir)
„Mirror Gazin“ von The Fur Coats ist am 15. Juli 2018 bei Rola Music erschienen.
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