Hörenswert: The Red Paintings – „The Revolution Is Never Coming“
Orchestral Art Rock – bei so einem Genre kann ich einfach nicht anders. Und wenn eine Band Namens The Red Paintings ein Album betitelt mit „The Revolution Is Never Coming“, dann ist eine nähere Betrachtung fast unumgänglich.
Man kann ja vom Zusatz ‚Art’ bei Musikgenres halten was man will aber die Mischung machts. Und The Red Paintings mixen da Zutaten bei, die einen fühlen lassen wie bei einem akustischen Autounfall. Man kann nicht weghören.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 22.11.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 28.10.13 ab 00:00 Uhr.
The Red Paintings, ursprünglich aus Geelong, Australien, lärmen bereits seit 2000, „The Revolution Is Never Coming“ ist trotzdem tatsächlich ein Debütalbum (lange Zeit ja inoffiziell „The Album That’s Never Coming). Rund um Sänger und Songwriter Trash McSweeny (manche ahnen es schon) entstanden in den letzten 13 Jahren und neben einigen Besetzungswechseln 7 EPs, ein Akustikalbum und einige außergewöhnliche Videos. Das hier auch einiges an Opulenz mitspielt macht auch das neue Werk deutlich: Ein 35-köpfiges Orchester inklusive Harfenisten und 22 ChorsängerInnen, 8 Produzenten (auch dabei: Bryan Carlstrom, der schon u.a. mit Queen, Anthrax und Alice in Chains arbeitete) und Aufnahmen auf 4 Kontinenten. Viele waren überzeugt, das Album würde nie das Licht des Tages erblicken.
Nun, so falsch liegt man da eigentlich nicht.
„The Revolution Is Never Coming“ ist vertrackt und düster, Geigen, Schlaflied-Akkorde und Trash geben der Musik etwas sanft-alptraumhaftes, man hört Zahnräder knacken, und die Platte scheint sich mithilfe von Dampf zu drehen. Diesen Eindruck gewinnt man bereits nach den ersten Sekunden des Openers „Vampires Are Chaising Me“. Es erinnert zu Beginn an Björk, Soap & Skin oder Patrick Wolf, Mc Sweeny’s Stimme schneidet sich ein und es scheint plötzlich den Schmerz der ganzen Welt auf einen zu lasten. Aber mit der Ruhe und den schaurigen Kinderlied-Elementen ist es bereits beim nächsten Titel vorbei. „Dead Children“ ist verstörend, nicht nur wegen des Titels, der Lyrics oder ob des düsteren Trommelrhytmus der an Fieber grenzt: Der Schauder bleibt und ein Gefühl wie nachts am Friedhof stellt sich ein. Aber da gruselt man sich gerne, während man sich die Frage stellt was denn da jetzt eigentlich noch als normal und was schon als verrückt anzusehen ist..
„The Revolution Is Never Coming“ ist die sinnbildliche Reise ins Wunderland, allerdings nicht in das leicht schräge aber doch farbenfrohe Land des letzten Kinofilms, sondern eher wie in die Geisteswelt eines des verrückten Hutmacher (der da übrigens kein leicht verwirrter, aber gutaussehender Künstler ist). Alles liegt in Trümmern, es herrscht das grandiose Chaos, Titel wie „Dead Adults“, „Deleted Romantic“ oder „Streets Fell Into My Window“ machen den begrenzten Grad an Optimismus deutlich; überladen, pathetisch, trashig und ein Wechselspiel zwischen gestörter Raserei und Totenruhe, jede Facette der atemberaubenden Orchestrierung schwingt deutlich. „The Revolution Is Never Coming“ ist verdreht, verrückt und wäre großartig als Soundtrack zu „Alice: Madness Returns“. Was nicht mal so weit her geholt ist: Der Song „The Streets Fell into My Window“ ist tatsächlich der kleinen Alice gewidmet, allerdings adaptieren The Red Paintings die Geschichte in eine surreale und dunkle Welt á la E.A.Poe oder H.P. Lovecraft. Aber auch Tim Burton himself spielt mit hinein, er ist neben Statuen, Robotern, Kinderspielzeug oder Requisiten aus der Literatur einer der Ideengeber für die Werke der The Red Paintings.
Das ist ja schon fast wie Weihnachten. Oder besser: Nightmare Before Christmas.
Und während man sich durch die Düsternis hört und beinahe schon den Hasen mit der Taschenuhr vor Augen hat, wird man fast neidisch. „In January, Trash McSweeney opened the Brisbane and Melbourne shows for the 65daysofstatic (UK) tour, performing TRP material in a stripped-back format and hosting an Alice in Wonderland-themed after party for fans”.
Meine Güte, und ich nicht dabei.
„The Revolution Is Never Coming“ von The Red Painting ist am 4. Oktober 2013 bei The End Records erschienen.
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