Hörstolpersteine 2: Ein Radio-Schulprojekt
Im Jahr 2012 hat die Radiofabrik gemeinsam mit 5 weiteren Freien Radios in Österreich und Deutschland 60 „Hörstolpersteine“ produziert. Das sind kurze Radiosendungen zur Biographie der Opfer, die über die wenigen Daten auf den Stolpersteinen in den Straßen hinausgehen.
Diese kurzen Audio-Biographien (4 -7 Minuten lang) tauchen unvermutet in den Programmen der Radiosender auf, mitten in einer Musikplaylist oder einer beliebigen Radiosendung. Ähnlich den Stolpersteinen in den Straßen haben auch diese Hör-Stolpersteine einen interventionistischen Charakter: Sie irritieren, machen aufmerksam, regen zum Nachdenken an und bewahren zudem die Geschichte der Opfer vor dem Vergessen. Die persönliche, die menschliche Dimension hinter den bloßen Zahlen und Daten vermittelt die Erinnerung an die Grauen der Shoah auf eindrückliche Weise: http://hoerstolpersteine.net/hoerstolpersteine/
Die entstandene Sendereihe war 2012 für den österreichischen „Radiopreis der Erwachsenenbildung“ nominiert und hat zwischenzeitlich einige Nachahmer gefunden.
Seit Februar 2016 arbeiten wir gemeinsam mit SchülerInnen der 4b des Akademischen Gymnasiums in Salzburg an weiteren 10 Hörstolpersteinen. Im Rahmen des Geschichteunterrichts gab es an der Schule Besuche von ZeitzeugInnen und einen Einführungsworkshop mit Gert Kerschbaumer, der die meisten Biographien für die Salzburger Stolpersteine recherchiert hat.
In der Folge wurde den SchülerInnen in der Radiofabrik das Radiomachen und das Konzept der Hörstolpersteine vermittelt. Die Jugendlichen suchten sich dann selbst einen Stolperstein aus, den sie vertonen möchten und setzen nun ihre Idee mit Unterstützung des Geschichtelehrers Hannes Straubinger und der Radiofabrik um.
Der Bezug zum eigenen Wohnumfeld, die persönliche Auseinandersetzung mit der konkreten Lebensgeschichte eines NS-Opfers, eigene Interviews mit Nachkommen oder ExpertInnen, die radiophone Umsetzung der Ergebnisse und Publikation im Radio machen den Umgang mit dem Thema für die Jugendlichen spannend und nachhaltig. Die Sendungen werden einerseits im Programm der Radiofabrik ausgestrahlt, andererseits online auf der Stolpersteine-Salzburg-Seite und der Hörstolpersteinseite online nachhörbar gespeichert.
Bei erfolgreicher Umsetzung und entsprechender Finanzierungsmöglichkeit ist eine Weiterführung mit anderen Salzburger Schulen geplant, um langfristig alle Salzburger Stolpersteine vertonen zu können.
Gefördert wird dieses Radioschulprojekt vom Österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus und vom Land Salzburg.