Hörenswert: dEUS – „Following Sea“
Die Belgier dEUS sind erstaunlich aktiv. Gerade mal 8 Monate nach dem letzten Werk „Keep you Close“ legen sie mit „Following Sea“ die nächste Platte nach.
Dies tut der Qualität jedoch keinen Abbruch, dEUS scheinen nichts vom Reste-aufwärmen zu halten. Und das ist auch gut so, „Following Sea“ ist ein Album, dass den Zuhörer auf seine Wellen trägt – jedoch ohne Garantie, diese nicht über ihn zusammen schlagen zu lassen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 29.06.12 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 05.07. ab 00:00 Uhr
Erstaunlich, was sich innerhalb einiger Monate machen lässt. Und dann auch noch so aus dem Nichts released wird. Bis die Platte schließlich erschien, gab es weder Vorankündigungen oder Pressetermine. Das ist ja fast wie in der guten alten Zeit, als neue Alben wirklich erst nach der Veröffentlichung gehört werden konnten. dEUS-Sänger Tom Barman: “We had songs we didn’t want to lose, didn’t want to have sat on a shelf for four years so we decided to break our previous way of working and be less precious and finish the songs quickly and then release them to the public. It’s 2012 for fuck’s sake, the idea of waiting months to release stuff seems so old fashioned.” Ja da freut man sich gleich noch mehr.
„Following Sea“ ist ein mal schrill und lärmendes, mal ruhig und leichtfüßiges Indiepop-Album, im Vergleich zum Vorgänger schwebender, sphärischer und auch nicht mehr ganz so finster. Aber trotzdem noch voll von melancholischen Momenten, die Barman mit seiner Stimme auch nicht selten ins Unheimliche umschwingen lässt. Oder ins Aufreizende. Schon der Opener in Film-Noir-Manier „Quatre Mais“ brodelt vor unterdrückter Erwartung und bringt die gewohnte fröhliche Dunkelheit und eine gewisse 007-Stimmung mit. Die musikalische Detailarbeit von dEUS setzt sich auch auf dem neuen Silberling durch, Songs wie „Hidden Wounds“, „Crazy About You“ oder „Girls Keep Drinking“ bleiben nicht nur wegen ihrer Titel im Gedächtnis oder wegen ihren Geschichten („Hidden Wounds“ erzählt eine recht blutige Mordgeschichte) sondern wegen einer Musik, die mit einer Leichtigkeit das Kopfkino anspringen lässt.
„Sirens“ klingt nach einer bedrückenden aber auch befreienden Einsamkeit, weite verlassene Ebenen ziehen vorm inneren Auge vorbei. Und auch wenn dEUS die etwas schräg anmutende exzentrische Euphorie ihres Debütalbums „Worst Case Scenario“ eher im Hintergrund lassen, „Following Sea“ besticht ganz einfach – durch Einfachheit. Aber eine, die Gänsehaut mit sich bringt.
Wenn man am Ende „Waves, you know we come in waves / We’re rolling on the tide like a tear in your eye“ hört, mochte man gleich wieder von vor anfangen. Und sich erneut wohlige Schauer über den Rücken jagen lassen.
„Following Sea“ von dEUS ist am 15. Juni 2012 bei PIAS/Rough Trade erschienen.
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