Ein fester Schas sozusagen, denn für die Aufgaben, die das globale Leben uns seitdem stellt, ist eine zum Gehorsam gezüchtete, alles Vorgesagte brav nachplappernde Bevölkerung völlig unqualifiziert. Wir hätten 500 Jahre Zeit gehabt, eine andere Menschheit zu werden als diese niederduckmäuserische, konsumverwirrte, überwältigend vermarktbare, die wir inzwischen sind. Ich halte “die Reformation”deshalb auch für gescheitert – und hätte nur allzu gern zu ihrem Jubiläumsfest 2017 “die 95 Prothesen” zu Fuß nach Wittenberg getragen, um dies zu veranschaulichen. Doch viele der Miterfinder dieser zutiefst “protestantischen” Aktion hatten sich über die Jahre verlaufen und “die 95 Prothesen” wären mir daher viel zu schwer gewesen. Ein grandioses Scheitern für eine gescheiterte Reformation? Lass fahren dahin… Der Weg ist der Weg. Das Ziel kennen wir nicht. Es geht ums Übersetzen unserer jeweils eigenen Erfahrung mit dem Lebendigen, mit dem, was hinter allem steckt.
Es geht um “vertikale Resonanz”, wie sie der Leiter des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt, Prof. Hartmut Rosa, in seiner “Soziologie der Weltbeziehung”darstellt. Ein genialer Übersetzer des oft Unbemerkten (für das wir als Menschen nichtsdestoweniger so etwas wie einen Sinn haben) ins allgemein Anschauliche (und das sei hier als unsere Auffassung angemerkt) als eine Einladung zum selbst weiter Denken, Leben und Interpretieren, zum übersetzenden Darleben in immer wieder neuer, eigener Gestalt – um jegliche Erkenntnis stets weiter zu entwickeln.
Und jetzt ist es für mich unvermeidbar, auf einen gewissen Jesus hinzuweisen – und auf Michael Köhlmeier, der mit seinem Erzählalbum “Der Menschensohn” ein wirklich herausragendes Beispiel für ein rundum gelungenes und im obigen Sinn stets weiter wirkendes, also lebendiges, gelingendes Übersetzen vorgelegt hat. Wir hören die bekannte Episode mit der Ehebrecherin, die zwar gesteinigt werden soll, aber aufgrund von Jesus’ legendärem Ausspruch “Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie” befreit und begnadigt wird.
Ich tauche auf …
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