Hörenswert: DJ /Rupture & Andy Moor – „Patches“
Man nehme eine Kiste Vinylplatten, die man in den Abteilungen Klassik, Pop, Black und Electronic erworben hat, hole sich einen Gitarristen hinzu und begebe sich auf Tour. Das Ganze kann dann in die Hose gehen oder ein anspruchsvolles Album wie „Patches“ zu Tage fördern.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 17.04.09 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 23.04.09 ab 00:00 Uhr
Jace Clayton aka DJ Rupture ist kein Neuling. Seit 1999 veröffentlicht der in New York beheimatete Musik-Nerd Auskopplungen, die sich im Klanguniversum irgendwo zwischen Drum ’n‘ Bass, Dubstep, Hip Hop, Weltmusik und Industrial bewegen. Womöglich schert er sich einen Dreck um Genre-Eingrenzungen (auf seiner MySpace-Seite betitelt er seinen Stil mit „Roots“) und frönt dem Eklektizismus im besten Sinne.
Mit Andy Moor, Gitarrist der holländischen Punk-Band The Ex, ging DJ /Rupture (die Schreibformen seines Pseudonyms variieren) auf Tour und Mitschnitte von den Auftritten in Amsterdam, Tourcoing, Orleans, Nancy und Reims vom März 2007 sind auf dem Album „Patches“ zu finden. Bei den Stücken handelt es sich ausschließlich um Improvisationen, worauf in den CD-Linernotes explizit hingewiesen wird. Rupture war für Turntables und Effekte zuständig, Moor für die E-Gitarre.
Welch verrückter Vogel Clayton ist, verdeutlicht, welche Samples er für die Stücke verwendet hat. So hat er sich u.a. bei Edgard Varèses Poème électronique bedient, das der „Neue Musik“- Komponist für Les Corbusiers Pavillon auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel beisteuerte. Auch Minimal Music-Ikone Steve Reich wird verwurschtelt, ebenso aktuelle Acts wie die Alternative-Rocker Smashing Pumpkins, die Dubstep-Größe Skream oder Charts-Dauerabonnent Timbaland. Diana Ross erklingt von einer Kassette, welche Andy Moor über das Pickup seiner Gitarre einspielt, die nicht selten in bester Noise-Manier daherquietscht, brummt und sägt.
Da helfen selbst nicht Tracy Chapman oder kenianischer Mädchengesang, um den düsteren, zum Teil verstörenden Gesamteindruck zu verwischen.
Man darf gespannt sein, welche Auswüchse die Zusammenarbeit von DJ Rupture und Andy Moor (der nicht mit dem gleichnamigen Trance-Produzenten zu verwechseln ist) noch annehmen wird. Dass es nicht bei dieser einen Auskopplung bleiben wird, ist stark anzunehmen, schließlich wurde für den gemeinsamen Release eigenes das Label Unsuitable Records gegründet.
Für viele Ohren dürfte „Patches“ nicht mehr als verschrobenen Krach darstellen, für andere ist es eine Ausprägung von zeitgenössischer Avantgarde.
Wer tiefer in den weiten DJ Rupture-Kosmos eintauchen will, dem sei sein Blog Mudd Up! empfohlen.
Lass' uns einen Kommentar da