Hörenswert: Eels – „Wonderful, Glorious“
Wundervoll, prächtig – Ja, der Titel des neuen Albums der Eels verspricht Großartiges – und hält es auch. Streng genommen ist „Wonderful Glorious“ das 10. Studioalbum, aber eigentlich das erste Bandalbum der Eels. Und klingt wie ein „Best-of-Eels“ – mit lauter neuen Songs.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 08.02.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 14.02.13 ab 00:00 Uhr.
Schon bevor Mark Oliver Everett mit Jonathan „Butch“ Norton und Tommy Walter 1995 die Eels gründeten, kürzte er seinen Namen auf E und spielte auch schon im Vorprogramm von Tori Amos. Dass die Eels nach E’s Albumtiteln wie „Bad Dude in Love“ und „Broken Toy Shop“ auch keinen gemäßigten und glatten Alternativerock machen, dürfte schon seit ihrem grandiosen Debüt „Beautiful Freak“ von 1996 klar sein.
Dass trotzdem überdurchschnittlich viele Songs der Eels diverse Filme und Serien untermalen (zB. American Beauty, Scrubs, Und dann kam Polly, Herr Lehmann, ..) spricht da eigentlich schon für sich. Auch klar ist, dass die Eels Musik machen, die trotz Verschrobenheit, Experimentalität und Brachialität auf hohem Niveau daherkommt und im gleichen Akkord die niedrigsten Bedürfnisse anspricht. So gehört zB auf dem düsteren „Hombre Lobo (12 Songs of Desire)“ von 2009 – dessen animalisch-sehnsüchtigen Songs sind wahrscheinlich noch gut im Gedächtnis geblieben („my sweet baby, I need fresh blood..“).
Aber die Zeit der Werwölfe ist vorerst beendet, der lärmend Lüstling E scheint die guten Seiten im Leben entdeckt zu haben und sich langsam und vorsichtig an einen gewissen Optimismus heranzutasten: „Es war aufregend. Ich war die ersten Stunden ganz erfüllt von den unendlichen Möglichkeiten. Ich habe mich genauso gefühlt wie damals, als ich zum ersten Mal die Band zusammengestellt hatte.“ Und soviel Enthusiasmus zahlt sich nun mal aus, neue Überlegungen sind auch in „New Alphabet“ zu hören „Man it was brutal / with planning tissues / I guess you could say that I had issues / Well it’s looking good, I dug my way out / I’m changing up what the story’s about”.
Düstere, gespannte Stimmung
Aber so ganz der Sonnenseite zuwenden will man sich dann auch wieder nicht, der Opener „Bombs Away“ bleibt doch bei einer düsteren, gespannten Stimmung, Mr E gibt mit seiner krächzenden Stimme noch die passende Portion Manie dazu. Auch thematisch eignet sich der Song großartig als Aufhänger: „I had enough for being complacent / I had enough for feedin‘ the mouse / I no longer gonna keep my mouth shut / Bombs away / Gonna shake the house” – So einem Mann will man nicht allein im Dunklen begegnen. Und irgendwie dann doch. Aber auch „Kinda Fuzzy“ lässt den Hörer mit druckvollem Pop-Grunge nicht mehr los, die erste Single „Peach Blossom“ könnte mit feinen Melodien, stampfendem Schlagzeug, wütender Gitarre und doch leichter Romantik auch tanzende Indiekinder begeistern.
Einige Dream-Pop-Balladen, sumpfige Spionagefilm-Grooves und psychedelischer Kopfhörer-Nieselregen. Das Schöne mit den Eels ist ja die Unmöglichkeit, ein halbwegs passendes Genre für ihre Musik zu finden – Alternative-Funk, Scream-Blues oder Cool-Jazz. Totaler Leichtsinn weicht neuerdings einer vorsichtigen Reflexion. Es scheint zum wunderbaren, glorreichen Plan des bärtigen, grenzgenialen Eigenbrötlers E zu gehören, neu zu starten. Und es klingt gerade richtig.
„Wonderful, Glorious“ von den Eels ist am 1. Februar 2013 bei Cooperative/Universal erschienen.
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