Hörenswert: Acua – „Is There More Past Or More Future“
Der kleine Psych-Rock für zwischendurch.
Is There Mor Past Or More Future? Tja, gute Frage, am liebsten doch irgendwo dazwischen. Und das bringen die Kölner Acua auf ihrem zweiten Album ganz gut ins Schweben. Zwischen Retro und dem Sound des Retrofuturismus, wie man sich ihn in der bereits vergangenen Gegenwart so vorgestellt haben wird, psychen Acua Richtung vergangene Zukunft – mit melancholischer Euphorie, dem so typischen spacigen Dös-Zustand und ein bisschen Lost-heit.
Hörenswert. RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 12.8.22 ab 14.06 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 18.8.22 ab 00.00 Uhr
Diesmal was für Fans des Magic Voodoo Clubs und The Velvet Swing, um hier mal die großen Namen der heimischen Szene zu droppen.
„Is There More Past Or More Future“ ist zwar zugegeben nicht der un-sperrigste Titel des Jahres aber beschreibend passt er jedenfalls wunderbar. Acua scheinen keinen Anspruch auf Fragenbeantwortung zu haben, verweilen sich doch herrlich spacig-zufrieden im leeren Raum dazwischen. Zwei Jahre nach ihrem Debütalbum explorieren sie die Möglichkeiten des Hinter-die-Fassaden-Schauens und versuchen sich in guten Ratschlägen für die alles andere als einfache Situationen der Welt. Man wird zerdrückt, bis man schließlich keine andere Möglichkeit mehr hat, als auszubrechen. So gesehen: Wäre dann nicht mehr Zukunft besser?
Vertrippt und authentisch
Spacige Gitarren, torkelnde Synths, energische Drums und melodische Bass-Lines, knarzige Riffs, Voodoo-Drums. Eine in Schwung gebrachte Bassline und leicht verspielte Psychedelic-Vibes illustrieren den Orientierungsverlust und den beizeitigen Wunsch danach. Patrick Braun (Gesang, Gitarre), Caroline Prinz-Holtorf (Schlagzeug) und Igor Franjić (Bass, Synths) aka Acua bauen seit 2018 Psych-Pop-Rock-Alternative-Welt-Räume und sind in der kurzen Zeit schon ziemlich darin weit gereist: Touren führten sie durch ganz Kanada und Japan, sie waren Vorgruppe von FKJ, Japanese House und OMNI und spielten schon vor dem Debütalbum „Head Under Water“ von 2020 über 50 Shows. Acua sind gleichermaßen verträumt, vertrippt, verspielt und ein bisschen aus der Zeit gefallen, wie luzides Träumen mit ein bisschen Acid – wunderbar illustriert in ihren Musikvideos.
I lay down, look up – it starts raining
Be Yourself, but behave yourself, everyday a new catchphrase rät „What Will They Think About” entlang eines sich räkelnden Synthesizers. „It’s Raining” ergibt sich grandios episch mit Gelassenheit den Gefahren der eigenen Gefühlswelt und „Ghost Train“ jazzt das Gemüt aufwühlend mit düsteren Synths durch die Geisterbahn und schrammt schon am Trip-Hop. „Orange World“ manövriert sich zwischen Psych-Referenzen an die 70er-Jahre, Orgel und Gitarre und zeigt noch weitere Facetten der Acua’schen Klangwelt.
Deshalb eignet sich Psych Rock ja auch so gut fürs Loslassen, bei komplettem Eintauchen ist es zumal einfacher, Ballast und Hindernisse ab- und umzuwerfen. So gesehen: Wäre dann nicht mehr Vergangenheit besser?
„Is There More Past Or More Future“ von Acua erscheint am 12. August 2022 bei Papercup Records.
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