Hörenswert: Die Sterne – „Die Sterne“
In Zeiten, in denen sich ohnehin niemand auskennt oder weiß, was Sache ist, ist es ohne Zweifel bestens, Die Sterne zu hören. Denn Frank Spilker ist ein Kenner seines Faches, sich mit der Frage Wie soll man leben? unter widrigsten Umständen auseinander zu setzen.
Mit dem neuen Album „Die Sterne“ hat man zwar nicht die ultimative Antwort in den Händen, aber wenigstens ist die Frage nicht mehr ganz so Angst einflößend. Bis neun bist du auf alle Fälle O.K.
Hörenswert. RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 13.03.20 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 19.03.20 ab 00:00 Uhr.
Unterschiedlich subtil.
Sechs Jahre nach „Flucht in die Flucht“ ist „Die Sterne“ ein fluides Album einer großartigen Musiker-Konstellation geworden – nachdem Thomas Wenzel und Christoph Leich 2018 die Band nach 31 gemeinsamen Jahren verließen, fiel die Entscheidung gegen etwas völlig Neues und für das Hauptprogramm der Sterne. So ist das neue Album in wunderbarer Sterne-Manier mit neuen Vorzeichen und dem * als Addendum gehalten, mit den Gästen Düsseldorf Düsterboys, Von Spar, Erobique und Kaiser Quartett. Die Sterne als Plattform mit dem passenden Maß an Misanthropie und Leichtigkeit, das uns allen dieser Tage so gut steht.
Das Herz schlägt aus.
Ein bisschen klingt „Die Sterne“, als würde das Album am Fenster in seiner Dachwohnung einer Stadt lehnen und nachdenklich rauchend die Geschehnisse in den Straßen beobachten. „Ein Statement zur Zeit“, sagt Spilker und das Album legt sich dafür schicke Kleider und eine ausgefallene Frisur zu. Frei vom Bandkorsett trägt das Herz Disco, Krautrock, Italo- und Psychedelic-Pop und färbt sich Vintage. Wah-Wah-Sound schneidet Folk und kreuzt sich in „Der Palast ist leer“ mit Streichern, herrlich lässig ist die Freude darauf, dass „Der Sommer in die Stadt wird fahren“. Sterne geben neue Sehnsuchtsträume und mehr wollen als sollen.
Du musst gar nichts.
Laissez-faire oder Leistungsprinzipien, „Die Sterne“ funktioniert auch hervorragend ohne Drehbuch. „Hey Dealer“ ist feinster Indie-Pop wie vor 25 Jahren, „Das Elend kommt (nicht)“ reißt düster und klamm die Aufmerksamkeit auf die Schattenseiten neben den sonnigen Tagen, „Drinks & Love“ ist dann der melancholische, mit schwerem Hang zur reinen Traurigkeit getränkte Absacker an der Bar, langsam und müde wird die Diskokugel. Dazwischen beschwingter New Wave, Humor und Ernsthaftigkeit, Dada und Indie-Poesie, am Ende klopft ein psych-folkiger, „Halb vergangener Tag“ beim Aufwachen am nächsten Tag an die Tür. Es ist nach neun, die Antwort auf die Frage nach dem okayen Leben haben wir nicht gefunden. Ach, egal.
Wir hatten einfach zu viel Spaß.
„Die Sterne“ von Die Sterne* ist am 28. Februar 2020 bei PIAS erschienen.
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