Hörenswert: Endless Boogie – „Long Island“
Sie nennen sich Endless Boogie und bei Gott, der Name ist Programm.
Das 3. Album der New Yorker nennt sich ‚Long Island‘ – und startet gleich mit „The Savagist“, einem dreizehneinhalb-Minuten-Track: Classic bluesrock, bei dem sich jede Minute davon rohen, ungeschliffenen und verschmolzenen Gitarrenriffs widmet. Want more?
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 12.07.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 18.07.13 ab 00:00 Uhr..
Erstmals auf der Bühne standen Endless Boogie 2001, auf eine Support-Einladung ihres Freundes Steven Malkmus (wenns da jetzt leise klingelt: Psst, Pavement und Stephen Malkmus and the Jicks). Die Show im Bowery Ballroom hinterließ glücklicherweise Spuren.. Endless Boogie sind zwar noch ein gut gehütetes Geheimnis in der New Yorker Rockszene, aber wenn man sich den Bandnamen von John Lee Hockers Album von 1971 aneignet, möchte man doch wissen was da dahintersteckt. Und tatsächlich: Natürlich gibt es Zeiten, in denen man spritzigen Rock aus dem Meer von nachfolgenden, frisch ausgestatteten jungen Bands braucht, aber manchmal steht einem der Kopf doch eher nach Musik á la shook me all night long. Dafür ist man bei Endless Boogie richtig.
Die Band tendiert dazu, ihre Musik dorthin zu führen, wohin sie the spirit leitet – seis unvorhersehbares Kichern, Marathon-Sessions oder schwer zu findende 12“ Vinyls. Um sich aber vom Namen nicht irreführen zu lassen: „We try boogie sometimes, but boogie’s hard, boogie takes skill and we haven’t honed those skills yet.“ Ehrlich und gerade, der Gitarrist Jesper Eklow (aka „The Governor“). Eher geht „Long Island“ in Richtung Metal, Psychodelic und Classic Rock mit kick-ass-Beats, schön krytischen Texten und Jams zum Kopfnicken und Mitstampfen. Nicht nur im Opener „The Savagist“ bietet Sänger Paul „Top Dollar“ Major mit seinem Gesang eine Performance irgendwo zwischen dem namensgebenden John Lee Hocker und Captain Beefheart (übrigens ein Schulfreund von Frank Zappa, so klein ist die Welt), auch heroische Gitarrensoli und ein gewisser Krautrock-Minimalismus dominiert „Long Island“. Und der dreckige und leicht schäbige Klang deiner bevorzugten Bar im Nirgendwo, wahlweise mit Whisky oder Absinth.
80 Minuten Spielzeit mögen zwar im Vorhinein abschrecken, irgendwo mitten in „Long Island“ findet man sich jedoch mitnickend und im Takt fußwippend zum sich wie Lava ausbreitenden Psychodelic-Garage-Rock, zum verbrannten, south-fried Stoner Rock und einem Groove, der sich anfühlt wie aus dem Nebel gehoben – so gehört bei zB. „The Artemus Ward“. Ein Grund dafür ist sicher auch der Neuzugang Matt Sweeney (arbeitete schon mit Zwan, Bonnie “Prince” Billy und Neil Diamond), der sich fürs neue Album zu Major an die Leadgitarre gesellt. Das Ergebnis: Pulsierender Groove, der von innen wärmt und dafür rein garnichts von dir will. „Long Island“ ist Musik für lange Nächte und andere Zeiten, in denen sämtliche Ablenkungen nachgelassen haben und man sich hineinziehen lässt, in den gleichzeitig donnernden und sanften Sog – anders gesagt, es funktioniert auch gut mit Bier.
Nach dieser Platte weiß man wie es sich anfühlt, im Chevrolet Impala ’67 über die Highways zu ziehen. Und was mit ‚we will rock you‘ eigentlich gemeint ist.
„The squalling ‚Imprecations‘ plays like the soundtrack to Easy Rider if it starred your drunk, unemployed uncle, and the parched, gritty ‚Occult Banker‘ screams like a man in the deepest ethers of a Guatemalan Insanity Pepper trip.“ (Zach Kelly, pitchfork.com)
„Long Island“ von Endless Boogie ist am 21. Juni 2013 bei No Quarter Records erschienen.
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