Hörenswert: littlemanlost – „among the rocks“
Freitag, 16. September 2016 ab 14:08 Uhr: Behutsam und sachte erzählt Enrico Göhring aka littlemanlost vom Reisen, vom Suchen, vom Scheitern, vom Täuschen. Aufgenommen im Schlafzimmer seiner Wohnung in Erfurt ist ‚among the rocks’ fast schon ein KleinKunstWerk voller seltsamer Dinge, klingendem Spielzeug, voller Laute und Geräusche des unterwegs-seins. Quasi von daheim aus die Welt entdecken, in Lo-Fi, mit Chansons und wörtlicher Liedermacherei.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 16.09.16 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 22.09.16 ab 00:00 Uhr.
Folktronica, oder Ambiant Folk könnte man da sagen, jedenfalls etwas, dass sich in Summe zu einer Stimmung vereint, die zu gleichen Teilen beruhigend, aufwühlend, beängstigend, beruhigend ist. Vielleicht auch deshalb, weil das Hören des Albums wie das einer Fabel anmutet, viele kleine Geschichten werden erzählt, die sich zu dem großen Ganzen zusammenfügt, das die Welt ausmacht. Wandernd, aber nicht alleine, gesellen sich zu littlemanlost beizeiten Gestalten und Wesen – waren bei den vorigen Aufnahmen (‚all my monsters in the kitchen’, und ‚the electronic autoharp’ beide 2010) noch Pinguine zentral, hat man fast den Einruck, nun führte ihn die Straße in die Wälder und Weiten, irgendwo zwischen hier und Kanada.
Stimme, Gitarre, Beatbox, Loops und Omnichord reichen aus, um auf die Reise mitzugehen.
Elstern auf den Straßen und über den Köpfen (‚magpie’), der wunderbare Rhythmus des Herzens und der Schritte bei ‚shining so fine’, zwar nicht unbeschwert aber ungebunden, schließlich eine der Kehrseiten bei zu großen Erwartungen, vielleicht auch das Scheitern an sich und die Analogie zum cup of good expectations bei ‚honey and milk’, die Suche nach dem Platz an den man gehört bei ‚got no place’, dessen Suche im kleinsten Teil das Leben in seinem größten Umfang darstellt – die Suche nach dem eigenen Ich und der Gesellschaft, die dich erst zu diesem bestimmten ‚Ich’ machen sollte. Aber der littlemanlost erkennt, dass das nicht durch andere passieren kann und verlässt auch jene wieder, die im ersten Moment als Gleichgesinnte erschienen. Und er tut gut daran, auf dem Weg wartet noch mehr. ‚calm down my dear’ nimmt dich schließlich an die Hand und du weißt, dass du dir keine Sorgen machen musst, auch wenn dich die Hand irgendwann wieder los lässt.
‚among the rocks’ ist ein Konzept, dass die glatte Vertonung eines endenden Sommers widerspiegelt, noch guter Dinge aber bereits wehmütig zurückblickend, um einige Erfahrungen reicher und um einige Dinge weniger. Die Erkenntnis von Gut und Böse neu geeicht und die Welt unter den Felsen nun besser kennend. Gerüstet für das, was über den Steinen liegt.
Ich persönlich würde ja liebend gerne dieses Album als Film sehen. Ich glaube, man ist dann ziemlich nahe an der Geschichte von Big Fish.
„Among the Rocks“ von littlemanlost ist am 1. Jänner 2013 erschienen. Auch Jahre später noch hörenswert. Hören und Kaufen empfiehlt sich hier: littlemanlost.bandcamp.com
PS: Weiterhören mit Sigur Rós, mit Patrick Wolf und Chords and Coffee.
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