Hörenswert: Lovers – „A friend in the world“
Das 7. Studioalbum von Lovers aus Portland mit dem wunderbar beruhigenden Titel „A friend in the world“ geht – wie fast der Name schon ahnen lässt – in Richtung vertrauter Themen: Liebe, Selbstermächtigung, Freundschaft und Verlust.
Wer sich da jetzt schon dem Gähnen widmen möchte sollte erst mal auf Play drücken, Mastermind Carolyn Berk versteht es nämlich ausgezeichnet, dem wohl Bekanntem mit listigen Texten, mit ihrer Vorliebe für emotional gestrickte Songs und mit elektrisierenden urban tales zwischen Elektro und Folk neue Gewänder zu verleihen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 31.01.14 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 06.02.14 ab 00:00 Uhr.
Lovers ist kein durchgeplantes Projekt, das Trio aus Carolyn Berk, Kerby Ferris und Emily Kingan hört sich eher ’straßengeprüft‘ an, jeder lässt jedem den nötigen Raum ohne jedoch die musikalische Vertrautheit aufzuheben. „A friend in the world“ ist der zweite Longplayer als Trio, aufgenommen in Portland mit Dylan Magierek (Labelgründer von Badman) und den Produzenten Andy Lemaster (Bright Eyes) und Adam Selzer (She&Him). Dementsprechend ist auf dem neuen Album von midtempo Melancholie („Tiger Square“) über spannende Elektronik („Oh yeah“) bis Düsterfolk („Lavender Light“) alles zu finden. Berk gilt auch schon irgendwie als weiblicher Conor Oberst, so nebenbei. Und genauso nebenbei scheint es, machen Lovers Musik, die Selbstermächtigung mit Intimität und ehrlichem, feministischen Humor zu einem sanften aber bestimmten Ergebnis führt: „An uplifting ride into uncharted territories of the heart and mind“.
„A friend in the world“ ist ein organisches Werk, allein textlich dreht sich viel um den Zugang zur Natur oder die natürliche Welt – in „The Modern Art Museum Of The Modern Kiss Goodbye“ geht es entgegen der Annahmen nicht um synthetische Kreationen. Berk singt darin über einen Traum, über blackbird wings und dass die Erde das Zeichen ist, das einen wachrütteln sollte. Später, in „Wild Horses“ werden Geschichten über die Geheimnisse der 7 Meere erzählt. Diese erhebenden Momente und naturalistischen Details finden sich auf dem ganzen Album, „Girl in the grass“ zB. fängt als ruhige und fast traditionelle Ballade an, lässt einen Song erwarten der normalerweise in einem dunklen Zimmer, in der Ecke sitzend gehört wird.
Aber: Der Song baut auf. Man steckt zwar noch immer in Schwierigkeiten aber es wird langsam trotzdem warm ums Herz. Auch weil „Girl in the grass“ sich gekonnt fast schon zu einer Indie-Tanz-Nummer entwickelt. Und so verhält es auch mit vielem anderen auf „A friend in the world“ – Stücke, die einem wie dieser eine Freund kompromisslos in die Höhen und Tiefen folgen. Tanzend. Denn auch die Instrumentierung scheint freigeistig wie Lovers zu sein: kinetische Rhythmen, Holz auf Holz und Stahlfässer, gemischt mit Bongos und Keyboards.
Ein Album, so verschieden und leidenschaftlich, wie es Natur und Technik sein können. Schnörkelloser Folktronic, Elektro-Pop-Rave oder spährischer Indie. Man weiß es nicht. Aber definitiv optimistisch herzzerreißend, detailverliebt und vor allem inspirierend. Ein Album, ‚that will keep you moving as much as it keeps you feeling…‘ „Oh yeah“
„A friend in the world“ von Lovers ist am 24. September 2013 bei Badman erschienen.
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