Hörenswert: Red Snapper – „Hyena“
Ob ihres futuristischen Sounds gehörte Red Snapper neben Tortiose oder dem Chicago Underground Trio zu den Bands, die man als Freund der Avantgarde Mitte der 1990er Jahre einfach kennen musste. Sechs Alben und zwanzig Jahre später klingt die Musik dieses britischen Trios immer noch geheimnisvoll, verwegen und zeitgemäß. Auf „Hyena“brachten Red Snapper erneut ihren höchst eigenwilligen, hypnotischen Sound ins Studio, der mit stilistischer Leichtfüßigkeit einen radikalen Bogen über TripHop, NuJazz und Postrock spannt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 21.11.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 27.11.14 ab 00:00 Uhr.
Und obwohl sich Red Snapper von 2002 bis 2007 eine Auszeit nahm, ist diese Konstanz bemerkenswert und fast einzigartig in einem Genre, dass extrem schnelllebig ist und Bands nicht selten nach ihrem Debutalbum auch schon wieder verschwunden sind. In über zwanzig Jahren hat sich am Sound der Briten nichts und zugleich doch sehr viel verändert: Zum Glück bleiben uns noch immer die Sounds und experimentellen Klangeskapaden, sowie die hypnotisch treibenden grooves erhalten. Jedoch wirkt das ganze Soundgeflecht wesentlich ausgereifter runder und im positiven Sinne, abgeklärter. Elektronik sowie Elektrik sind hier stets präsent, und stehen im deutlichen Kontrast zu Ali Friends Kontrabass der dem Ganzen doch wieder einen akustischen Charakter verleiht. Inzwischen verfolgen diesen Ansatz auch diverse andere Künstler wie etwa Bonobo oder auch James Blake. Doch selten schafft es jemand so viel Ausdruck in die Musik zu bringen wie Red Snapper.
Das Album setzt sich aus einer höchst abwechslungsreichen Mischung aus instrumentalen und vokalen Titeln zusammen. Soundkollagen, bizarre Songs, geheimnisvoll Treibende grooves, Afropop-Elemente. Diese Zutaten schleudern den Hörer durch das Album und machen „Hyena“ zu einem völlig unvorhersehbaren Klangereignis, das trotzdem unglaublich homogen klingt. Kein Wunder: Bei „Hyena“ handelt es sich um den persönlichen Soundtrack von Red Snapper zum Film „Touki Bouki“. Keineswegs ein Science Fiction. Sondern wohl eines der größten Werke des afrikanischen Kinos, der 1973 vom Senegalesen Djibril Diop Mambéty gedreht wurde und der als erster unabhängiger Film Afrikas gilt. Red Snapper verbrachte über ein Jahr damit für diesen Film die Musik Live im Kino synchron zu spielen. Das war wohl die pefekte Vorbereitung für einen Studiotermin. Dementsprechend rund und gelassen erklingt auch „Hyena“. Ein grandioses, mitreißendes Album, voller Schönheit, Überraschungen und elektrisch-verwegenem Grundcharakter.
Red Snapper:
Richard Thair (Schlagzeug)
David Ayers (Gitarre)
Ali Friends (Kontrabass)
Das Album ist am 26. September 2014 auf Lo Recordings erschienen.
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