Hörenswert: Shafiq Husayn – „Shafiq’ En A-Free-Ka“
Vertrackte Beats, komplexe Rhythmen und elegante Anleihen aus der Soul-, Jazz-, und Funkhistorie. Das sind die Ingredienzen, aus denen Shafiq Husayn sein neues Album „Shafiq’ En A-Free-Ka“ gebastelt hat. Wer genauer hinhört, dem wird auch nicht entgehen, dass Husayn sehr gekonnt und sehr subtil ostafrikanische Elemente in seine Musik einbaut und somit auch für westliche Ohren kompatibel macht. Diese bravouröse Übersetzungsarbeit ist nur eine der Meisterleistungen, die Husayn auf „En‘ A Free Ka“ vollbringt.
Hörenswert. Das Album der Woche ist zu hören am Freitag, 04.12.09 ab 14:08 Uhr, WH am Donnerstag, 10.12.09 ab 00:00 Uhr.
Shafiq Husayn gehört zu den Soundbastlern der Sa-Ra Creative Partners, die vor einigen Monaten mit “Nuclear Evolution: Age of Love“ ein wirklich brillantes Album auf den Markt brachten.
Als Solokünstler wollte Husayn wohl noch eine Spur vertrackter arbeiten als er es auf “Nuclear Evolution: Age of Love“ konnte. Denn „Shafiq’ En A-Free-Ka“ überrascht noch mehr durch seine komplexen musikalischen Strukturen, die aber nie überladen wirken, sondern stets eine angenehme, geheimnisvolle Gelassenheit ausstrahlen. Melodien bleiben im Verborgenen und können bisweilen erst durch die sinnstiftende Leistung des Hörers als solche entdeckt werden.
Selten verläuft auf diesem Album etwas linear: Drumtracks und Bassläufe blubbern in permanenter Variation dahin und entziehen sich dadurch jeglicher vordergründigen Fassbarkeit. Diese Kniffe hat sich Husayn ganz offensichtlich von Sun Ra (dem großen Innovator und Free-Jazz-Pionier) abgeschaut. Natürlich verzichtet Husayn dabei auf die wilden experimentellen interplanetarischen Klangreisen, die ein elementarer Bestandteil von Sun Ras Musik waren. Das soll hier als Nachteil verstanden werden. (Allen, die sich auf musikalische Spurensuche in die Weiten des Universums begeben wollen, sei Sun Ras Meisterwerk „Lanquidity“ von 1978 wärmstens ans Herz gelegt).
Zusammen mit einer eher gängigen R&B-Harmonik, den Drumtracks und den bereits erwähnten Anleihen aus Ostafrika geht „Shafiq’ En A-Free-Ka“ gerade noch so als Hip-Hop-Album durch, wobei sich der Rap eher an der Spoken-Word-Tradition orientiert. Hip Hop ist hier eher ein Vehikel um ganz unterschiedliche musikalische Stile zu transportieren.
Der Begriff A-Free-Ka stammt aus Alt-Ägypten, bedeutet so viel wie grenzenlose geistige Energie, und wurde insbesondere von der Black-Power-Bewegung der Afroamerikaner in den Siebziger Jahren benutzt, die damit auf die Ausbeutung des schwarzen Kontinents durch die westliche Welt aufmerksam machen wollten. Somit macht Shafiq Husayn mit diesem Titel nochmals deutlich, wo die Wurzeln der afroamerikanischen Musikkultur liegen. Aber das müsste inzwischen wohl wirklich jeder wissen. Manchen mag das Album wohl etwas zu wirr und verspielt rüberkommen, aber dafür gibt es auf „Shafiq’ En A-Free-Ka“ jedes Mal wieder etwas Neues zu entdecken.
„The only limit is your imagination“ (Sun Ra)
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