Hörenswert: Sylvan Esso – „Sylvan Esso“
Indie-Folk meets Electro. Wortwörtlich. Irgendwo angesiedelt zwischen zeitgenössischer elektronischer Musik und vorzeitlichem Folk erschien plötzlich Sylvan Esso.
Wer sich Mitte 2013 gerne von dem Song namens ‚Play it right’ verfolgen ließ, wird nun seine Freude haben. War damals die einzige Information dass Amelia Meath von Mountain Man und Nicholas Sanborn (Megafaun) irgendetwas damit zu tun haben, gibt es heute unter dem Namen Sylvan Esso und dem gleichnamigen Debütalbum gleich noch mehr feinen Elektro auf die Ohren.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 30.05.14 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 05.06.14 ab 00:00 Uhr.
Eine Sammlung von lebendigen Süchten und dem ewigen Kreislauf von Liebe, Dunkelheit und Erlösung, die sich nicht in der dunklen Verzweiflung suhlt, sondern als sanfter Pop-Balsam für die offenen Wunden fungiert. Ein Debütalbum, dass nicht nur deswegen irgendwie anders ist. Catchy aber nicht platt, atmosphärisch aber nicht abgehoben, elektronisch aber nicht einfallslos. „Hey Mami“ sorgt gleich zu Beginn mit Handclaps, Bass-umrahmte Melodien und der Geschichte um die Dudes in der Nachbarschaft für die ersten entspannten Kopfnicker, „Wolf“ zieht an, ist sinnlich und spielt ein bisschen mit homo homini lupus, „Coffee“ funkelt und bebt, ist wie das noch etwas verträumte und benommene Gefühl nach dem Aufwachen – ‚wrap me in your arms, I can’t feel it burn’. Und schließlich kommt mit „Play It Right“ mechanische Kälte und menschliche Harmonie Hand in Hand, reißt einen aus der comfort zone und wirft einen bei „Come Down“ zurück zu den Wurzeln; nun wissend, dass man die Dinge oft einfach nur langsam angehen muss.
„Sylvan Esso“ ist zu gleichen Teilen verdorben und aufreizend, wanderlüstig und doch sehnsüchtig nach dem Zuhause strebend, visionär und nostalgisch. Die Musik scheint für Meaths Stimme geschrieben zu sein, ihre Melodien wissen sich an die Soulfulness von Sanborns Synth-Folk zu schmiegen und wie natürlich zu verschmelzen. Die Welt ist groß und chaotisch genug und voller Komplikationen, Sylvan Esso wissen die Zweifel und die Mühseligkeiten wegzutanzen, in feine und behutsame Synths zu betten, sie zum Bass zu zerstampfen oder sich mit ihnen anzufreunden – as you wish.
Wenn man wollte, könnte man Parallelen zu Austra, First Aid Kid, ein bisschen Dear Reader und – je nach dem – MGMT ziehen. Will man aber dann doch nicht, denn Sylvan Esso können auf ihrem Debüt tatsächlich nicht nur zwei Musiker und Genres zusammenbringen, sondern sie schaffen die perfekte Erfüllung aus ihrer zufälligen Begegnung: Bewegung aus Melodien, Worte kommen mit den Ideen. “When Meath and Sanborn talk about Sylvan Esso, they come back to context—to how, before this project, they felt that their solo endeavors often felt short of it, as if they were lacking a crucial component.”
Keine Sorge, alles wird gut. Der fehlende Teil wurde gefunden.
“Sylvan Esso“ von Sylvan Esso ist am 13. mai 2014 bei Partisan Records erschienen.
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