Hörenswert: The Bombay Royale – „The Island of Dr Electrico“

Schon Anette Humpe war mit Ideal bereits 1982 in Eschnapur. Wie eine völlig abgedrehte einheimische Kapelle aus diesem utopischen Land klingt The Bombay Royale mit ihrem bizarren Sammelsurium aus Absurditäten und exotischem Bramborium. Mit „The Island of Dr Electrico“ öffnet sich mit großem Knall eine irrwitzige Audio-Wundertüte, die ganz eigene, fantastisch anmutende Stimmungen erzeugt.

Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 06.06.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 12.06.14 ab 00:00 Uhr.

Schon beim Opener des Albums „Wild Stallion Mountain“ fühlt man sich direkt in einen schlechten Bollywood-Film hinein versetzt. Jedoch erkennt man zugleich, dass an diesem exotisch anmutenden Klanggebilde nichts wirklich authentisch zu sein scheint. Vielmehr spielt The Bombay Royale mit musikalischen Klischees und führt den Hörer somit permanent hinters Licht. Auf „The Island of Dr Electrico“ prallen völlig unvorhersehbar die unterschiedlichsten Stile aufeinander und das in einer Matrix, die selbst total unwirklich und übertrieben kitschig erscheint. Dass Disco hier auf Surf Rock, Bollywood auf Italowestern, Psychedelic auf Mariachi trifft, ist auf diesem Album nichts ungewöhnliches.

Da hier nichts so recht musikethnologisch zusammen passen will, ist man zum ersten mal nicht recht überrascht: Hinter The Bombay Royale verbirgt sich eine elfköpfige Formation mit Sitz in Melbourne, Australien, geleitet von Produzent und Komponist Andy Williamson. Und letzterer hat mit Parvyn Kaur Singh und Shourov Bhattacharya zwei original indische SängerInnen gefunden, die bereit waren, über diesem musikalischen Wahnsinn ihre Stimmen zu legen. Gesungen wird in diversen Sprachen wie Tamil, Telugu oder Punjabi. Aber auch ein paar englische Songs sind zu finden.

Australien als das Einwanderungsland schlechthin ist auch Heimat für etliche Migranten aus dem indischen Raum geworden. Ähnlich wie mit dem britischen Phänomen Bhangra verhält es sich wohl auch mit der indischen Musik in Australien, die durch die massiven westlichen Einflüsse eine stete Transformation erfährt.

„The Island of Dr Electrico“ ist ein musikalisches Abenteuer sondergleichen. Mit ganz viel Witz wird hier eine australische Form von indischer Musik dargeboten. Sollte Tarrantino je auf die Idee kommen den „Tiger von Eschnapur“ neu zu verfilmen, wäre The Bombay Royale für den Soundtrack aber auch eine gute Wahl. Und das Kinoplakat finden wir ja bereits auf dem Cover.

Das Album ist am 5. Juni 2014 auf HopeStreet erschienen