Hörenswert: The Headhunters – “Speakers In The House”
Das lange Warten hat sich gelohnt. Nach ganzen elf Jahren veröffentlicht die legendäre Jazz-Funk-Band ihr neues Album, das zuerst im Eigenverlag mit limitierter Auflage erschienen ist. Dank dem Label Ropeadope ist “Speakers In The House” nun in voller Auflage erschienen. Und auch wenn von den Gründungsmitgliedern nur noch Perkussionist Bill Summers und Schlagzeuger Mike Clark dabei sind, haben die Headhunters nichts von ihrer Magie verloren, die ganze Generationen von Musikern beeinflusst hat.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 30.09.22 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 06.10.22 ab 00:00 Uhr.
Oft kopiert und nie erreicht. Als die Formation zusammen mit Herbie Hancock im Jahre 1973 ihr namensgebendes Album vorlegte, katapultierte sie dieses direkt in das Pantheon der Jazz-Funk-Götter. Auch für Herbie Hancock stellte diese Veröffentlichung einen Wendepunkt in seiner Karriere dar, der seine Musik aus dem elitären Dunstfeld des Jazz riss und ihm ein breiteres Publikum verschaffte. Die Nummer “Chameleon” mit einer Originallänge von ganzen 15 Minuten und 44 Sekunden avancierte in kürzester Zeit zu einem Jazz-Funk-Standard, der noch heute eine der beliebtesten musikalischen Grundlagen auf Jam-Sessions ist. Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass dieses Album mit seinen abgespaceten Sounds, dem experimentellen Ansatz, seiner New-Orleans-Rhythmik und der unglaublich funkigen Spielart den Beginn von etwas darstellt, das sich später wohl Rare Groove nennen sollte.
„We’ve always made a statement as The Headhunters, and I’m looking at our longevity. Every time we’ve dropped notes on the wax, it has value, and can influence people and change lives.” – Bill Summers
Fast ein halbes Jahrhundert später (!!!) haben die Headhunters aber auch gar nichts von dem Spirit verloren, mit dem sie vor so langer Zeit begonnen haben. An der Seite von Mike Clark und Bill Summers spielt auf “Speakers In The House” nun Stephen Gordon Keyboard, kein geringerer als Reggie Washington Bass und Donald Harrison Altsaxophon. Mit “Kongo Square” wählen die Headhunters einen recht freien Einstieg in das Album, wodurch vielleicht ein etwas falscher Eindruck entsteht. Denn so experimentell und spacig wie in den Siebzigern mit Herbie Hancock klingen die Headhunters nicht mehr. Leben bedeutet eben Veränderung. Ansonsten erwartet uns auf “Speakers In The House” ein fetter, ultra funkiger Sound, der noch genauso verspielt und kraftvoll klingt wie in den Anfängen. Mike Clark und Bill Summers wissen halt, wie es geht und was sie wollen:
“We’re not in a gym, this isn’t a competition… this is art. What Bill and I and The Headhunters do is experience the moment and explore. After the count, we’re in that moment and there is no other. This is an act of passion, of love for humanity, and for our planet.” -Mike Clark
Nach “Kongo Square” entfaltet sich in gut 44 Minuten ein zeitloser Funk-Sound, der super tight gespielt ist und mit sehr kreativen Kompositionen glänzt. Dafür mussten sich die Headhunters nicht neu erfinden. In aller Stiltreue und Authentizität legt die Formation ein Album vor, das auch ohne Herbie Hancock fantastisch klingt.
“Speakers In The House” ist am 4. November 2022 auf Ropeadope erschienen.
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