Hörenswert: Umm – „Double Worshipper“
Ein bisschen Spätsommerfeeling, wie Kaffee im Bett mit viel Vintage Sound: Umm lassen uns auf ihrem Debütalbum „Double Worshipper“ grinsend mit den Schultern wippen und und das erste Herbstlaub in die Haare stecken. Man ahnt schon: Ein bisschen Hippie-Fuzz ist das schon, aber was spricht gegen ein bisschen Retro, um dem Grusel vor nasskaltem Wetter wenigsten noch ein bisschen auszukommen? California, here we come.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 14.09.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 20.09.18 ab 00:00 Uhr
Umm – In bed with.
Umm sind Stefanie Drootin und Chris Senserney und teilen sich auf dem Albumcover und auch privat ein Bett, waren beide schon mit unterschiedlichen Projekten mit den Bright Eyes, The Good Life und Big Harp auf Tour und haben ein wunderbares Faible für kratzige Gitarren, noisigen Folk und den für uns Europäer so unverwechselbaren 60er-Jahre-Kalifornien-Sound. Die besten Vorraussetzungen, um uns schon wieder fröstelnde Indie-Menschen noch etwas im Spätsommer festzuhalten.
„This is, umm… a band I guess. It’s two people singing songs and playing instruments. They just made a record called Double Worshipper. It has fuzzy bass and guitars and harmonies and super primitive beats. All the lyrics are too tired to care.“ So schön gelangweilte Selbstbeschreibungen machen natürlich interessant, deshalb lohnt es sich allemal, dem Album mindestens ein Ohr zu schenken – es wird freudig daran hängenbleiben. Denn Umm schaffen es frisch und spielerisch, einen hazy, sticky and confusing Sound wie sommerliche Leichtigkeit auf unsere Seele zu legen. Solche Musikerpaare mögen wir nun mal, da ist man gleich dabei mit dem prokrastinierenden Kopfkino.
Der Opener Black Summer“ ist so lethargisch wie metaphysisch, mit Apathie aber pointierter Achtsamkeit eine kluge Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit, ohne Angst sondern eher als logische Destination. Tod und Selbstreflexion in Fuzz und Delay, was klingt denn schöner? Vielleicht noch „I’m in Love“: Einfach, eindeutig und eingängig lässt es uns sehnen nach den alten schönen Lieben, mit denen man als Teenager am Schulhof Zigaretten rauchend The Breeders hörte.
Umm – Nostalgia is a weapon.
„Double Worshipper“ ist unaufgeregt und jammig, mit viel Lo-Fi, zerrendem Bass und dem Gefühl von Sonne auf der Haut. Ein bisschen naiv und vielleicht sogar belanglos, trotzdem wünscht man sich nach der letzten Nummer noch ein paar mehr und drückt dann immer wieder auf Repeat, weil es back there so fluffy und wohlig ist. Fast ein bisschen wie Courtney Barnett als Duo, mit weniger Lyrics, um dem Gefühl und nicht dem Kopf Vorrang zu geben. Empfehlung: Reinfallen und liegen bleiben.
„Double Worshipper“ von Umm ist am 28.Juli 2018 bei Rola Music erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da