Hörenswert: Web Web – „Dance of the Demons“
Das zweite Album dieses furios aufspielenden Quartetts ist von einer spirituellen und ergreifenden Tiefe durchdrungen. Mit einigen Anleihen, aber einer ganz eigenen Tonsprache kreiert Web Web einen Sound, der mit Elementen der Trancemusik eine immens betörende Wirkung ausübt.
Doch auch wenn das sehr groovig klingt, tanzen werden wohl nur die Dämonen und Sun Ra im Geiste dazu.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 21.09.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 27.09.18 ab 00:00 Uhr.
Web Web verstehen sich darauf etwas herzustellen, das nur im Zusammenspiel und mit großem improvisatorischen Geist erreicht werden kann. Es entsteht etwas Höheres, die Musik beginnt zu schweben, als ob alles von alleine passiert. Diese Art des Musikmachens erinnert durchaus an das Dave Holland Quintet, das in über fünf Jahren eine schlafwandlerische Sicherheit im Zusammenspiel entwickelte, die es zuließ auch komplexe Strukturen schwebend und leicht klingen zu lassen. Web Web spielen zwar erst seit zwei Jahren zusammen, haben es aber geschafft einen Klangkörper zu entwickeln, der die Fähigkeit besitzt jederzeit impulsiv und eruptiv etwas herauf zu beschwören. Das zeigt, von welcher Liga hier gesprochen wird.
Das musikalische Fundament liefern marokkanische Gnawa-Rhythmen, die auf eine Tonsprache treffen, welche an die von Sun Ra erinnert. Zudem konnte die Formation den grandiosen marokkanischen Sänger und Gembri-spieler Majid Bekkas gewinnen, der musikalisch unglaublich gut dazu passt. Zwar haben sich inzwischen angefangen bei den Rolling Stones bis hin zu Archie Shepp („Dar Gnawa“) schon alle möglichen Musiker mit Gnawa-Musik beschäftigt, doch diese homogene Form der Verschmelzung mit einer jazzigen Tonsprache, die oft in Form von Wechseln präsentiert wird, ist außergewöhnlich. Ob der vermeintlichen Leichtigkeit der improvisatorischen Bewegung ist zu erahnen, welch fantastische Musiker sich hier gefunden haben. Bekanntester Name ist dabei sicherlich Saxofonist Tony Lakatos, Sproß der legendären ungarischen Musikerfamilie, Absolvent des Bela-Bartok-Konservatoriums und auf über 350 Jazzproduktionen zu hören.
Web Web – „Dance of the Demons“: Bis jetzt das beste Jazzalbum des Jahres.
Doch es wäre natürlich ein Fehler Web Web auf ihn zu reduzieren, denn es ist das Kollektiv, das Web Web so stark macht, das sich gegenseitig hochschaukelt und in Rage spielt. Bis jetzt das beste Jazzalbum des Jahres.
- Roberto Di Gioia (piano, Synth, Percussion),
- Tony Lakatos (tenor- Und Sopranosaxophone),
- Christian Von Kaphengst (upright Bass)
- Peter Gall (drums)
„Dance of the Demons“ ist am 14.9.2018 auf Compost erschienen.
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