Hörenswert: Wes Swing – „And The Heart“
Melancholischen Quasi-Akustik-Folk hatten wir länger nicht,
Winter ist da doch immer die bessere Zeit dafür. „And The Heart“ heißt das zweite Album von Wes Swing und hüllt wieder mal bestens ein in musikalische Daunenfedern, ohne aber seinen Anspruch an das Business zu vergessen und ohne „nur“ ein klassisches Singer/Songwriter-Album zu sein: Hier kommt die neue Avantgarde des alternative Folk und Indie Pops.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 05.01.18 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 11.01.18 ab 00:00 Uhr.
Violinen und Falsettgesang gegen die düsteren Nächte.
Aufgenommen wurde „And The Heart“ bereits 2014 und 2015 gemeinsam mit Gitarrist Paul Curreri in Francisco und umfasst und befasst sich mit der Herkunft Swings aus Kalifornien. Warum das Album erst jetzt veröffentlicht wird, ist auch darauf zu hören: Depressionen, Verletzungen, das Verlieren des eigenen Pfads. War „Through A Fogged Glass“ (2011) noch mehr Highbrow Pop à la Radiohead ist die zweite Platte strukturierter, deutlicher, offener und näher an ich selbst: “I often didn’t know what the songs were about but he sang them so unguardedly that it left me feeling inspired to be on the inside, to be trusted.” (Paul Curreri)
Auch sechs Jahre Pause ist auf der Platte zu hören, konzeptuelleres, kompositorisches Denken, eine weitere Ausreifung von Swings Cello-Loops, starke Folk-Strukturen, angereichert durch Synths und marching drums (und wunderbarer epic Duetts mit Devon Sproule). Irgendwo zwischen Pop und Symphonie lässt sich „An the Heart“ auf einer kleinen Holzbank nieder und führt auditiv durchs Leben.
Der Opener „Missing Winter“ öffnet das Album sanft und mit Swings klarer, bittender Stimme, gleich die Sentimentalität, die sanften Gefilde bezeichnend, in welchen sich das Album bewegt, bevor das Cello einsetzt, sich die Tiefe der dunklen Synths öffnet, sich eine wohlige Spannung aufbaut, wie Elektrizität in der Luft, vor einem heißen Sommersturm. In welchem man die Ruhe des Winters vermisst. Von hier strömen die Songs von „And The Heart“ in ihre Richtungen, vereint durch eine gewissen Fragilität und dem Gewahrsam eines gemeinsamen Schmerzes, aber auch eines gemeinsamen Trauens.
„All Other Love“ reduziert sich und schafft Soundlandschaften wie weite Wälder, oder die SloMo-Aufnahmen von überfüllten Nachtclubs. „Here I Wait“ nähert sich den Strukturen von frühem indie rock glory, „Mirrows“ bringt detailreiche Melodien wie Yann Tiersen und verhaltene Soundelemente wie Radiohead oder Patrick Wolf auf seinen ersten Alben hervor. “I hope that the music can create an introspective space that allows folks to rest and connect to themselves and their bodies. I hope it can bring people some comfort, while still acknowledging the dark parts of life.” (Wes Swing)
Die Schönheit im Düsteren findend, wie Licht in dunklen Winternächten.
„And the Heart“ von Wes Swing ist am 20. Oktober 2017 bei Greywood Label Services / Timezone erschienen.
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