Hörenswert: Mr. Oizo – „Lambs Anger“
Mr. Oizo schüttelt auf seinem dritten Longplayer Electro, House und Disco aus dem Ärmel, was verspielt einfach rüberkommt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche am Freitag, 02.01.09, ab 13:00 Uhr, Wh am Donnerstag, 08.01.09, ab 00:00 Uhr
Erinnert sich noch jemand an Flat Eric, die gelbe Plüschfigur? Würstchen als Zigarrenersatz hatte er im Mund, einen mächtigen grünen Schreibtisch und er war wichtig. So wichtig, dass er sogar Dokumente, die ihm seine Privatsekretärin brachte, absegnete oder für unwirksam erklärte. Selbst in einer Jeans-Werbung überzeugte er damals als Auto-Beifahrer mit hervorragendem Taktgefühl und Hang zum Headbangen.
Stets ertönte dazu der Song „Flat Beat“ von Mr. Oizo.
Auch auf der aktuellen Veröffentlichung von Mr. Oizo darf Flat Eric wieder das Cover zieren. Allerdings wird ihm darauf hart zugesetzt und man kann nur hoffen, dass das Rasiermesser keine bleibenden Spuren bei ihm hinterlassen hat.
Hinter dem Pseudonym Mr. Oizo steckt der französische Musiker und Filmemacher Quentin Dupieux. Seit nunmehr über 10 Jahren tritt er als Musikschaffender in Erscheinungen und ist mittlerweile beim Label Ed Banger gelandet. Nicht selten können Parallelen zu Justice gezogen werden, die ja das Paradepferd des französischen Labels darstellen. Dreckig rockt es bei den Titeln „Hun“, „Z“ und „Erreurjean“.
Nicht ganz sicher ist man sich bei den Tracks „Bruce Willis Is Dead“ und „Pourriture 7“. Könnte doch der Beat und die Synthies genauso gut von Konsorten wie Scooter oder Groove Coverage stammen und man wähnt sich auf niveaulosen Ballermann- oder Après-Ski-Parties. Soll das als Persiflage gelten? Ist jedenfalls stark anzunehmen, zumal sich diese Tracks im Laufe der Zeit vom stupiden Dahingestampfe entfernen. Auch der Titelname „Bruce Willis Is Dead“ deutet darauf hin, dass man hier auf den Arm genommen wird.
Wer nun aber denkt, auf „Lambs Anger“ würden nur harte Bretter angeschlagen, der irrt. Neonröhren erleuchten, Schlaghosen werden übergestreift und es darf zu Disco im Stile der 70er getanzt werden! „Cut Dick“, „Jo“ und nicht zuletzt „Two Takes It“ (feat. Carmen Castro) laden dazu ein. Letzteres ist an einen HipHop-Klassiker von Rob Base und DJ EZ Rock angelehnt. Neben Carmen Castro sind auch Error Smith („Erreurjean“) und Uffie („Steroids“) als Gäste vertreten.
Auffallend ist, dass die einzelnen Tracks (zumindest auf CD) für elektronische Verhältnisse äußerst kurz ausfallen. Nur eine der 17 Nummern ist über vier Minuten lang, auch Stücke unter 2 Minuten Laufzeit sind keine Seltenheit, welche dann mehr einen Interlude-Charakter haben. Spielt da mit rein, dass bei Dupieux die Stücke schnell fertig sein müssen, da nach eigener Aussage alles, was nicht innerhalb von drei Stunden fertig ist, Dreck sei? Es bleibt wohl sein Geheimnis.
Mr. Oizos „Lambs Anger“ erschien zwar erst Ende des Jahres, hat es aber noch in einige Jahres-Auflistungen geschafft. Und das lag nicht nur am niedlichen Aussehen von Flat Eric.
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