Radio Bob: Wie die nukleare Abschreckung uns blendet
Mittwoch, 12. Juni 2019 ab 17 Uhr (WH am Samstag, 15. Juni ab 9 Uhr):
Mitte Mai war Xanthe Hall, Leiterin der deutschen Sektion der Internationalen Ärzte gegen Atomkrieg (IPPNW), in der Robert-Jungk-Bibliothek zu Besuch. Im Rahmen einer Reihe zum 25. Todestag von Robert Jungk referierte sie unter dem Titel Heller als tausend Sonnen. Wie die nukleare Abschreckung uns blendet und nahm damit direkten Bezug auf dessen 1956 erschienenes Buch „Heller als tausend Sonnen. Das Schicksal der Atomforscher“.
Stefan Wally hat mit ihr für FS1 und Radio Bob mit über die aktuelle Bedrohungslage gesprochen. Xanthe Hall arbeitet seit über 25 Jahren bei der IPPNW, die 1985 den Friedensnobelpreis erhalten hat, und wurde 2014 Mitgründerin von ICAN Deutschland. Diese internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen wurde 2017 ebenfalls mit einem Nobelpreis ausgezeichnet.
Ebenfalls zu Wort kommt in dieser (vorletzten) Ausgabe von Radio Bob der junge österreichische Friedensforscher Thomas Roithner. Roithner war Robert-Jungk-Stipendiat der Stadt Salzburg im Jahr 2017. Er lehrt als Privatdozent am Institut für Politikwissenschaften sowie am Institut für Internationale Beziehungen der Universität Wien.
Nachzulesen sind die Analysen des gebürtigen Linzers in hunderten Publikationen zu den Themen Europapolitik – Internationale Politik – Friedens- und Konfliktforschung.
Den Band „Märkte, Macht und Muskeln“, hat er in der Reihe JBZ-Zukunftsbuch präsentiert; sein jüngstes Buch „Sicherheit, Supermacht und Schießgewähr“ ist 2018 erschienen. Ein – im Rahmen des Stipendium entstandenes – JBZ Arbeitspapier zu Friedensperspektiven für die Europäische Union trägt den Titel „Europa Macht Frieden“.
Darin geht er Fragen auf den Grund wie:
- Warum ist heute fast überall, wo „mehr Europa“ draufsteht, „mehr Militär“ drin?
- Warum braucht die EU zur Durchsetzung uneiniger Interessen ständig mehr Muskeln?
- Warum stehen 22 von (derzeit noch) 28 EU-Staaten beim Atomwaffenverbotsvertrag im Abseits?
- Und warum gehen die Fortschritte bei ziviler Krisenprävention in der EU so langsam?
Zur Entwicklung in Europa – Stichwort Brexit – und der Rolle der Großmächte, der Vereinten Nationen und der EU spricht Thomas Roithner im Interview. Inhaltliche Fragen sind im Wahlkampf der EU-Wahlen – wieder einmal – zu kurz gekommen. Auch Themen wie Sicherheit, Militärbudgets, die Rollen der NATO oder einer gemeinsamen EU-Armee werden nicht breit diskutiert. Für Thomas Roithner sind da sehr viele Fragen offen: Was soll international geschehen? Gibt’s Alternativen zu einer Militarisierung Europas? Und wen geht das alles an?
Tatsächlich ist ein Verbot von Atomwaffen unumgänglich: Keine Waffe sonst verursacht ähnlich weitreichende humanitäre Katastrophen, die noch dazu über Jahrzehnte bestehen bleiben. Die Effekte sind immer global, auch bei regionalen Atomwaffen-Konflikten, denn neben den menschlichen Verlusten werden auch Natur und Klima empfindlich gestört. Bis heute beharren die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates auf den Besitz von Atomwaffen, dazu gibt es vier weitere Staaten, die illegalerweise Atomwaffen erworben haben. Macht, Status, Abschreckung – dies sind die zentralen Motive dahinter. Xanthe Hall betonte bei ihrer Präsentation in der JBZ auch die Rolle von Bündnispartnern. Selbst wenn ein Staat selbst keine Atomwaffen besäße, könne dieser zur globalen Bedrohung beitragen, durch Stationierungen, Abwehrschilden, etc.
Atomwaffen konnten bislang keine Konflikte verhindern; sie sind zudem auch nicht sicher – das Fehlerpotenzial bleibt enorm hoch. Obwohl all diese Probleme bekannt sind, ist derzeit ein Rückschritt auf internationaler Ebene zu beobachten, wenn es um Rüstungskontrolle geht – das Aufkündigen des INF-Vertrags durch die USA und Russland ist nur ein Beispiel.
Trotz aller Herausforderungen endete Xanthe Halls Vortrag mit einem positiven Ausblick: Der globalen Zivilgesellschaft ist mit der Internationalen Kampagne zum Verbot von Atomwaffen (ICAN) gelungen, einen internationalen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen auf die politische Agenda zu setzen. Der Vertrag durchläuft gerade den Ratifizierungsprozess – ein großer Erfolg der internationalen Friedensbewegung und ein erster Schritt zur internationalen Ächtung dieser verheerenden Waffen.
Sendungen zum Nachhören
Radio Bob (S02E14) 26.06.19 – Mit dem E-Auto in die Sackgasse
In der allerletzten Sendung von Radio Bob geht’s ums Elektro-Auto und seine trügerischen Verheißungen. Winfried Wolf, Politikwissenschaftler, Verkehrsexperte und Chefredakteur politischen Vierteljahreschrift Lunapark21, geht Kontroversen nicht aus dem Weg. Sein aktuelles Buch „Mit dem Elektroauto in die Sackgasse“ legt sich mit der großen Mehrheit aller an,…
Radio Bob (S02E13) 12.06.19 – Wie die nukleare Abschreckung uns blendet
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Radio Bob (S02E12) 29.05.19 Vernünftig über Außerirdische reden
Ist die Menschheit allein im Universum? Wird man jenseits der Erde auf intelligente Lebensformen stoßen [einige werden vielleicht sagen: wenigstens dort] ?
Entdeckungen der Astrophysik, Astronomie und Astrobiologie in den vorigen zwei Jahrzehnten belegen, dass es in unserer Galaxis unzählige potenziell lebensfreundliche Planeten gibt, von…
Radio Bob (S02E11) 22.05.19 Doron Rabinovici und Peter Stephan Jungk in der JBZ
Zwei Schriftsteller haben Anfang Mai in einer Montagsrunde der Robert Jungk Bibliothek aus teils noch nicht publizierten Werken gelesen und danach mit dem Publikum diskutiert. Dabei ging es um Themen wie Identität, Orte der Geborgenheit, Umgang mit Fremde, Multikulturalität und Ausgrenzung.
Doron Rabinovici (li) und…
Radio Bob (S02E10) 08.05.19 Zukunft Gesund Altern
Der Anteil von Menschen in der Altersgruppe über 65 an der österreichischen Bevölkerung wird sich bis 2050 fast verdoppeln, so die Prognosen. Mit zunehmender Lebenserwartung steigt auch das Interesse von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft am Thema „Altern“.
An der Universität Salzburg hat sich dazu ein…
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