Hörenswert: Sigur Rós – „með suð í eyrum við spilum endalaust“
Die Melancholiker von Sigur Rós bescheren uns mit dem Album „með suð í eyrum við spilum endalaust“ wieder extravaganten, epischen Sphärenpop. Mal wähnt man sich von den Isländern in eine ehrwürdige Kathedrale versetzt, ein andermal tollt man mit ihnen auf einer Blumenwiese herum.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche am Freitag, 01.08.08, ab 14.08 Uhr, Wh am Donnerstag, 07.08.08, ab 00:00 Uhr
Nach der CD „Hvarf/Heim“ mit Live-Versionen und Neubearbeitungen, sowie dem Konzertfilm „Haima“ aus dem letzten Jahr, liegt mit „með suð í eyrum við spilum endalaust“ nun der fünfte Studio-Longplayer vor. Dieser entstand zum ersten Mal nicht komplett in Reykjavík, sondern in New York, London und – man höre und staune – in Havanna.
Der knapp neunminütige Song „ára bátur“ wurde in den Londoner Abbey Road Studios (wo sich auch die Beatles austoben durften) zusammen mit dem London Sinfonietta und London Oratory Choir eingespielt – live und mit nur einer Aufnahme.
Überhaupt zeichnet sich das Album durch Spontaneität und Unmittelbarkeit aus. Alle elf Stücke wurden im Jahr 2008 geschrieben, aufgenommen und abgemischt. Die Veröffentlichung erfolgte nur wenige Wochen später.
Neben Isländisch und der Phantasiesprache Hopelandish hält zum ersten Mal auch Englisch bei den Songs von Sigur Rós Einzug (auch wenn man dennoch nichts versteht).
Mit „gobbledigook“ beginnt das Album „með suð í eyrum við spilum endalaust“ mit einem polyrhythmischen Aufgalopp, der Folgesong „inní mér syngur vitleysingur“ ist für Sigur Rós-Verhältnisse sogar fröhlich gehalten.
Der 9-Minüter „Festival“, anfangs noch durch Haltetöne im Falsett-Gesang „Jónsi“ Birgissons getragen, schwingt sich am Ende hin zu einer Pathos-Hymne auf, wofür sich nicht zuletzt eine fünfköpfige Bläsersektion verantwortlich zeichnet.
Tatkräftige Unterstützung leistete wieder das Streichquartett Amiina, welches auch live zur Besetzung zählt, produziert wurde die Veröffentlichung von der Band selbst, sowie von Flood (Mark Ellis), der schon für Depeche Mode, U2, Nick Cave, Nine Inch Nails oder PJ Harvey an den Reglern saß.
Das Album-Cover und die dazugehörige Konzertbühne sollten vom in Berlin ansässigen Dänen Olafur Eliasson gestaltet werden.
Als Sigur Rós in die deutsche Hauptstadt kamen, um sich die Konzepte anzusehen, waren sie von den Figuren und Mustern aber nicht angetan und reisten enttäuscht wieder ab. Nach der Absage an Eliasson blieben nur noch zehn Tage, um ein konzeptuelles Design und eine Bühnenshow zu realisieren. Man stieß bei einer Ausstellung in New York auf den amerikanischen Künstler Ryan McGinley, dessen Fotografie „Highway“ mit vier nackten, jungen Menschen nun das Cover ziert.
Die Musik von „með suð í eyrum við spilum endalaust“ (übersetzt soviel wie „Mit einem Summen in den Ohren spielen wir endlos weiter“) wird man wohl nicht in Bars oder Clubs zu hören bekommen, sie ist gewiss keine Tanzmusik, sondern lädt vielmehr zum Schwelgen und Träumen ein.
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