Hörenswert: Thievery Corporation – „Radio Retaliation“
Das von vielen Lounge- und Chillout-Samplern bekannte Produzenten-Duo Thievery Corporation aus Washington D.C. holt sich eine ganze Schar internationaler Gastsänger und Musiker ins Studio, versieht Downbeat mit Reggae, Dub, Latin, Jazz, Funk und Ethno und liefert dabei ein unerschrockenes Album, ohne musikalische Berührungsängste und mit kritischen Texten.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche am Freitag, 03.10.08, ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 09.10.08, ab 00:00 Uhr
Der vermummte Zapatista-Kämpfer auf dem Album-Cover lässt bereits erahnen, dass hier nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist und durchaus kritische Töne angeschlagen werden
Gänzlich neu ist das bei der Thievery Corporation jedoch nicht. Auch wenn Eric Hilton und Rob Garza rein äußerlich eher wirken, als würden sie Woche für Woche den elitärsten Modeschauen beiwohnen, haben sie schon auf vorhergehenden Alben ihre Affinität für Dub und Reggae verdeutlicht, wobei die Texte nun vermehrt explizit politisch ausfallen.
Für ihr regulär fünftes Studio-Album „Radio Retaliation“ hat sich das Duo eine ganze Armada an Gastsängern und Begleitmusikern ins Studio geholt.
Neben von früheren Alben bereits bekannten Künstlern wie Sleepy Wonder, LouLou oder Notch the Outernational DJ, haben folgende Künstler für ein breites musikalisches Spektrum gesorgt: Anoushka Shankar (Tochter des indischen Sitar-Virtuosen Ravi Shankar), Femi Kuti (Nigeria, Sohn von Fela Kuti), Seu Jorge (Musiker und Schauspieler aus Brasilien), Verny Varela (Kolumbien), Zee (MC und Produzent des Dub-Kollektives I-See), die slowakische Sängerin und Violinistin Jana Andevska, sowie Chuck Brown („The Godfather of Go-Go“).
Die Texte sind in englisch, französisch und portugiesisch gehalten, inhaltlich werden u.a. Korruption, Nahrungsmittel-, Öl- und Wirtschaftskrisen, sowie der zunehmende Verlust der persönlichen Freiheitsrechte in den USA thematisiert. Wer nun aber denkt, die Musik wäre aggressiv, der täuscht!
Das Album beruht auf dem für Thievery Corporation typischen Downbeatsound, es geht zum Teil sehr ruhig zu und auch für Balladen, wie „Beautiful Drug“ (Jana Andevska) oder die herrlich süßlichen Stücke „La Femme Parallel“, „Sweet Tides“ (LouLou), wurde Platz gelassen.
Thievery Corporation werden ab Herbst mit einer 15-köpfigen Liveband auf Tour gehen. Angesichts dieser Platte würde ich gerne dabei sein!
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