Civilmedia11: Kontroverse um Public Value im Rundfunk
Einfluss der Zivilgesellschaft auf Medienproduktion ist in vielen europäischen Ländern ein Thema
Salzburg, am 14. April 2011
Sehr kontrovers diskutiert wurde das Thema Public Value im Rundfunk am ersten Tag der Civilmedia11, der Konferenz zu Medien und Zivilgesellschaft in Salzburg.
Einigkeit herrschte noch darin, dass die wörtliche Übersetzung des Begriffes aus dem Englischen mit „Öffentlicher Mehrwert“ viel zu kurz greift. Tatsächlich ist Public Value ein Konzept, um den Nutzen von Rundfunksendern für die Allgemeinheit neu zu definieren und zu messen. Auch die Freien Radios in Österreich hatten den Begriff zuletzt besetzt, um ihre Leistungen für die Gesellschaft deutlich zu machen.
Genau davor warnte aber Josef Trappel, Professor für Medienökonomie an der Uni Salzburg. Das Konzept gehe nämlich zurück auf eine ideologische Tradition aus den USA, welche die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen (von Bibliotheken bis zur Polizei) propagiert, wobei jeweils die Kundeninteressen im Vordergrund stehen.
Zum anderen müsste ein echter Public Value die Interessen der gesamten Gesellschaft berücksichtigen. Community Medien hingegen fühlen sich vorwiegend den Anliegen von unterrepräsentierten Gruppen verpflichtet.
Um die unbestrittenen Leistungen des so genannten DrittenSektors in der Medienlandschaft zu verdeutlichen, schlug Trappel den Begriff „Civic Value“ vor.
Völlig entgegengesetzt die Auffassung von Corinna Wenzel von der Uni Salzburg. Ihrer Ansicht nach sorgen Alternativ-Medien sehr wohl für einen Public Value. Sie leisten für die demokratischen Interessen der Allgemeinheit sogar einen unverzichtbaren Beitrag, weil sie Minderheiten oder der Zivilgesellschaft die Möglichkeit bieten ihre Anliegen selbst im Radio oder im Fernsehen zu vertreten.
Dass das Thema Public Value ebenso in anderen europäischen Ländern ein Thema ist, bestätigte der schwedische Medienexperte Chris Herderström. In Skandinavien stehe dabei im Gegensatz zu Österreich die Frage im Zentrum, wie der demokratische Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundunk gewährleistet werden kann: „Wir diskutieren mehr darüber, wir es anstellen, dass die Bürger auf die Programmgstaltung Einfluss nehmen
können.“
Die Civilmedia11 findet von 14. bis 16. April im alten Gebäude der Salzburg Druckerei in der Bergstraße 12 statt.
Organisiert wird die Civilmedia von der Radiofabrik in Zusammenarbeit mit dem Programmbereich Contemporary Arts & Cultural Production am Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst der Uni Salzburg in Kooperation mit dem Mozarteum.
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