Hörenswert: David Lynch – „Crazy Clown Time“
Dass David Lynch Filme machen kann, weiß man spätestens seit „Blue Velvet“, „Mulholland Drive“ oder „Eraserhead“. Auch dass er was vom surrealen Sounddesign seiner Filme versteht, lässt sich nicht überhören. Für alle, denen das bekannt vorkommt, werden die Thematik und der Inhalt von Lynchs neuen Streich “Crazy Clown Time” keine Überraschung sein.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 18.11.11 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 24.11.11 ab 00:00 Uhr.
Denn Lynchs erstes Solo-Album ist kein Soundtrack zu einem seiner Filme, es ist der Soundtrack seiner selbst. Aber dass Macher und Werk sich zeitweise sehr ähneln, kann dabei nur förderlich sein. Industrial-Beats folgen auf sphärischen Trip-Hop, elektronisch meditierend, reverbverhangen und teilweise wie in Slow-Motion bewegt sich Lynch zwischen Roadhouse Blues und vertrakter Popmusik.
Natürlich ist „Crazy Clown Time“ nicht seine erste Arbeit im musikalischen Bereich, am legendären Soundtrack zu „Twin Peak“s werkelte Lynch mit Angelo Badalamentio, als Blue Bob arbeitete er mit John Neff und auch bei „Dark Night of the Soul“ hatte er seine Finger im Spiel, das von Danger Mouse und Sparklehorse iniziierte Soundgebilde, für das Lynch sogar selbst zum Mikro griff. Und aus diesen Erfahrungen schöpft er auch bei seinem neuen Werk. Stück für Stück auf „Crazy Clown Time“ hat eigene Strukturen, beinahe eigene Stile. Und sind dabei genau das, was Lynch ihnen zuschreibt. Oder vielleicht noch etwas mehr..
Bereits im Opener „Pinky’s Dream“ wird Karen O von den Yeah Yeah Yeahs ans Mikro geholt, die sich mit dreckiger Rockstimme durch die einfachen und minimalistischen Grundstrukturen räkelt. Das hat nicht nur Stil, sondern auch pure Erotik, die Lynch auch in seinen Filmen immer wieder gern aufkommen lässt.
Unter dem Großbegriff des Art-Pop wird meist zusammengefasst, was man allgemein als surreal, verstörend oder auch einfach als ungewöhnliche Arrangements versteht. Und das trifft auch auf Lynchs Album zu: Eine Musik, die klingt wie seine Filme – verdreht, düster und unheimlich, obwohl man oft nicht genau sagen kann, woher das Gefühl kommt. Aber eins ist klar: David Lynch macht Albtraum-Musik. Aber diese gute Stunde von „Crazy Clown Time“ verbringt man gerne in einem solchen.
„Crazy Clown Time“ von David Lynch ist am 4. November bei Sunday Best Records erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da