Hörenswert: Eels – Hombre Lobo (12 Songs Of Desire)
Auch auf ihrer aktuellen Veröffentlichung wissen die Eels um Mastermind Mark Oliver Everett zu überzeugen: Man findet darauf bluesgetränkte Popsongs, mal im Wolfspelz, an anderer Stelle fromm wie ein Lämmlein.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 24.07.09 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 30.07.09 ab 00:00 Uhr
„12 Songs Of Desire“, so lautet der Untertitel der siebten regulären Studioauskopplung der Eels. Und dieses „Verlangen“ zieht sich in der Tat durch das gesamte Album. Es ist das Verlangen nach Zuneigung und Liebe, die nur all zu oft unerfüllt bleibt oder lediglich im Traum existiert. Es ist die Sehnsucht nach Freundschaft, die man offen und ehrlich anbietet oder der Schmerz eines großen Verlustes.
Was bei vielen Künstlern aufgesetzt und übertrieben pathetisch rüberkommt, wirkt bei den Eels authentisch. Man glaubt, was „E“ (wie sich Bandleader Mark Oliver Everett inzwischen abkürzt) zu sagen hat, denn er kehrt sein Innerstes nach außen, ohne sich zu verstellen.
Everetts Eltern starben relativ früh, seinen Vater – Quantenphysiker Hugh Everett – fand er im Alter von 19 Jahren tot im Bett vor, seine Mutter erlag einem schleichenden Krebsleiden. Wären diese Schicksalsschläge noch nicht genug, beging seine Schwester Suizid und eine Cousine kam bei den Anschlägen von 9/11 als Flugzeugbegleiterin ums Leben, nachdem sie Everett kurz zuvor noch eine Postkarte mit dem Satz „Ain’t life grand?“ („Ist das Leben nicht großartig?“) geschrieben hatte.
Daran zerbrochen ist Everett nicht, denn die Kunst stellt für ihn ein Ventil dar, womit er Aufgestautes ablassen und seine Erfahrungen verarbeiten kann. Und wir können an diesem Prozess Teil haben, indem wir die Musik der Eels hören oder Everetts Autobiographie Glückstage in der Hölle lesen, welche kürzlich erschien.
Musikalisch erfinden sich die Eels auf dem Album Hombre Lobo (Spanisch für „Werwolf“) nicht neu. Der Opener „Prizefighter“ ist bluesgetränkt, rumpelt im Stile der White Stripes daher und der Gesang ist stark verzerrt. Mit „That Look You Give That Guy“ kommt eine (bitter-)süßliche Ballade, bevor dann mit „Lilac Breeze“ das Tempo hochgeschraubt wird und man sich an Beck erinnert fühlt. Bei „In My Dreams“, „The Longing“ oder „Ordinary Man“ werden wieder balladeske Töne angeschlagen, „Tremendous Dynamite“ ist eine Garagenrocknummer, wo die Singstimme abermals stark durch den Verzerrer geschickt wurde. „What’s A Fella Gotta Do“ und „Beginner’s Luck“ sind flotte Indie-Nummern mit Retro-Touch, „All The Beautiful Things“ ist ein ruhiger Folk-Pop-Song. Einen Höhepunkt des Albums stellt „Fresh Blood“ dar, ein zunächst düsterer Schleicher, in dem dann der Wolf aus E herausbricht. Oder sollte man besser Werwolf sagen?
Auch wenn Hombre Lobo nicht zwingend als bestes Album der Eels in die Bandgeschichte eingehen wird, so stellt es ein starkes Album dar, das bei mehrmaligem Hören seinen Glanz nicht verliert – ganz im Gegenteil.
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