Garish – „Hände hoch ich kann dich leiden“
Wenn die großartigen Garish eine Platte mit Musiker*innen quer durch Österreich aufnehmen und diese noch dazu ihre besten Songs mit neuen Farben bemalen lassen, dann schlägts aber 25.
„Hände hoch ich kann dich leiden“ ist neues Hören von gut Bekanntem und ein freudiges Kramen in der Garish-Schatzkiste zum 25. Geburtstag.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 9.6.23 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 15.6.23 ab 00:00 Uhr
Jetzt nur net sterbn
Silberne Hochzeit für Garish! Fünfundzwanzig Jahre kleine Geschichten für Herz und Hirn, erzählt von den gemeinsam Reisenden Thomas Jarmer – dessen Stimme inzwischen zur Hörspielsprecherstimme gereift ist – , Julian Schneeberger (Gitarre), Kurt Grath (Bass) und Markus Perner (Schlagzeug). Der gewisse Hang von Garish zum Weinen und Leiden ist mit dem Älterwerden einer Lust am Feiern gewichen, vielleicht mit burgenländischer Entspanntheit, vielleicht feiert Garish den 25er, vielleicht das Überwinden der Teen- und nun auch schon der halben Twen-Zeit der Band oder ganz einfach nur das Sein im Moment.
Sechs Jahre nach „Komm Schwarzer Kater“ referenziert „Hände hoch ich kann dich leiden“ aus sich selbst und eröffnet die Schatzkisten voller erzählerischen Klangräumen neu, im Text und der Musik, am Hemd und auch im Bart. So groß wie die künstlerische Dimensionen der Band sind nun auch die Erzählungen jener Geschichten von anderen, von Freund*innen, Kolleg*innen, Verehrenden und Wegbegleitenden. Ein Garish-Potpourri, mal mit mal ohne Band; mal schon gut abgehangen, mal ganz neu.
Wen soll es wundern wenn sowas passiert, wenn wir nur Texte von gestern zitieren
Natürlich schon sehr clever, die illustre Gästeschar zum gemeinsamen Neu-Interpretieren einzuladen und alte Ohrwürmer neu zu entfachen. Und die Gäste sind so unterschiedlich wie die Geschichten: Gemeinsam mit Die Strottern eröffnen Garish mit „Dei Wöd is a Scheibm“, dem einzig neuen Song der Platte, Tanz Babys „Noch auf See“ ist die große Geste und der Sommerhit schlechthin. Anna Mabo senkt „Bring mich auf Ideen“ noch tiefer ins Herz, die Salzburgerin Anna Buchegger interpretiert „Dann fass ich mir ein Herz“ mit dem heimatlichen Hackbrett und mit Doppelfingers „Wenn dir das meine Liebe nicht beweist“ und Cayes „Die Wahrheit ist davon krieg ich den Mund nicht voll“ taucht das Album auch musikalisch in die Tiefe der Lyrics ab, bevor Ina Regen und Verena Altenberger bei „Auf den Dächern“ duettieren.
Thees Uhlmann, auf den „Ganz Paris“ fast zugeschnitten wirkt, reißt das Stück mit Tempo in neue Gefilde, im selben Tempo ist Violetta Parisinis Version von „Pandoras Box und ein Getränk“ eine eklektisch flimmernde Übersetzung der Lyriks in den entsprechenden musikalischen Zustand. Auf Pomali mit Austropop-Urvater Herbert Hiero Janata vermundsprachlichen „So a Deata“ bevor Paul Plut das Ende mit dem Frühwerk „draussen fischt im eis“ auspresst und verhallen lässt.
Die singen Oh La La
Das Spannende an Garishs 25er-Projekt ist neben den vielfältigen, unerwarteten und außergewöhnlich neu betrachteten Variationen der musikalischen Herangehensweise auch die hohe Kunst der Öffnung der eigenen Kunst für andere – kein Sich-Beweihräuchern-Lassen sondern den eigenen Songs die übermenschliche Möglichkeit zu bieten, noch größer zu werden. „Hände hoch ich kann dich leiden“ ist in allen Facetten zart, leise und aufsteigend, schleichend beinahe bis treibend und bis zum letzten Ton spannend.
Die Zeitlosigkeit von Garish hat sich zum 25er nochmal spielend um einige Unendlichkeiten verlängert.
„Hände hoch ich kann dich leiden“ von Garish ist am 19. Mai 2023 bei Ink Music erschienen.
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