Hörenswert: Alrighty Aphrodite – „I Don’t Know If I’ve Come Of Age, But I’m Certainly Older Now”

So brandneu und schon vertraut
Alrighty Aphrodite veröffentlichte im Juli 2024 seinen ersten Demotrack, nun folgt die Debüt-EP „I Don’t Know If I’ve Come Of Age, But I’m Certainly Older Now”: Schönster, klassischer Indie, mit krieseligen Videos, rauer Stimme und lauten Gitarren. Der deutsch-französische Musiker, der bürgerlich auf Marc Feldes hört, bringt vielversprechende jugendlicher Unbekümmertheit im Schatten der Entscheidungsschwere.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 14.11.2025 ab 14:06 Uhr.
I want you
To want me
Can we see somebody else
Diese schnarrende, übersteuerte und kratzige Stimme, die wilden Gitarren – gleich fühlt man sich in die Nullerjahre zurückversetzt, zwischen Arctic Monkeys, The Strokes und The Wombats. Alrighty Aphrodite hat sie ganz bestimmt alle gehört, rauf und runter, genauso wie wir. Und hat dabei das gleiche Zweifeln und Kopfzerbrechen – wenngleich erwachsener: Wie läuft das in einer Beziehung, wenn schon alles viel zu lange viel zu gleich war? Wieviel Distanz verträgt die Nähe? Wie ist das mit der eigenen Unsicherheit, hab die nur ich oder eh alle? Soll ich jetzt lieber freundlich nicken und schweigen oder doch meine Meinung rausschreien?
Alrighty Aphrodite vereint authentische Emotionalität und reduziertes, direktes Songwriting mit Retro-Gitarrensound, treibenden Drums, mal mit verspielten Bass-Läufen und verträumten Synth, mal nur mit Stimme und Gitarre wie im Proberaum. Dazwischen unbeschwerter Surf-Rock, Ausflüge in Pop-Euphorie, immer nah dran an der Wirklichkeit. In „Helena“ geht es um ein Paar in Berlin, das eine offene Beziehung ausprobiert. Der Song basiert auf einem ZEIT-Artikel und Alrighty Aphrodite hat die beiden tatsächlich gefunden – long story short, sie spielen sich jetzt selbst in der eigenen Wohnung im Musikvideo.
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Mehr InformationenZwischen astreiner Nostalgie und der eigenen Oma in den 1950ern in Paris am Cover und Teenage Angst 2025 ist Alrighty Aphrodite wohltuend unprätentiös und schafft es hervorragend, weder in die Musikproduktion-aus-dem-Schlafzimmer-Schublade gesteckt zu werden noch pathetisch zu sein.
I’m only feeling half alive
This shouldn’t be the case at 25
Teenage Angst ist so ein Begriff, der vermutlich dem Zeitgeist zugerechnet wird und jetzt wohl anders definiert wird als vor 25 Jahren – aber immer noch die zentralen Gedanken, Ängste und mentalen Herausforderungen bündelt, mit denen man als kleiner junger Mensch in der großen alten Welt zu tun hat. Da kann man als Erwachsener natürlich drüberstehen und das alles lächerlich finden (und verlegen froh sein, dass mans überstanden hat) aber im Endeffekt hat man mit 70 die gleichen Probleme, aber man weiß halt sehr viel mehr und relativiert sich mit der Zeit einfach alles.
Das Chaos des Erwachsenwerdens endet erst mit dem Tod – anders als der Indie der 2000er, der bleibt in der Erinnerung immer so wie er war, man danced zu Joy Division und der Bloc-Head war schon ganz geil.
„I Don’t Know If I’ve Come Of Age, But I’m Certainly Older Now“ von Alrighty Aphrodite ist am 30. Oktober 2025 bei popup-records erschienen.










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