Hörenswert: Andrea Benini – „Drumphilia Vol. 1“
Der umtriebige Musiker und DJ Andrea Benini baut elektronisch analoge Rhythmusstudien, die anfangs wohl nüchtern wirken mögen, aber aufgrund ihrer reduzierten Klarheit eine ganz böse und sehr schamanische Kraft entfalten. Das Klangspektrum geht dabei von ambientartigen Sounds im ganz unteren Downtempo-Bereich bis hin zu absolut clubtauglichen Beats mit viel Echo und fettem Bass.
Trotzdem bleibt die Grundstimmung aber immer entspannt und elegant.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 31.08.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 06.09.18 ab 00:00 Uhr.
Andrea Benini, der nun schon länger in Berlin lebt, ist nicht nur Schlagzeuger, Produzent, DJ und Komponist, sondern hat sich auch intensiv mit afrikanischen und karibischen Rhythmen befasst. Auch wenn das Album auf der entspannten Ambient-Ebene funktioniert, handelt es sich aber eigentlich um das Resultat von Beninis Rhythmusstudien, dessen Grundlage die reduzierte elektronische Präzision darstellt. Den rhythmischen Wahnsinn entfachen eine Vielzahl von traditionellen Instrumenten wie Marimba, Kalimba, Sansula etc. die sich in alle Richtungen über der Drum Machine ausbreiten dürfen.
Dabei schafft es Benini durchaus, dass Akustik und Elektronik eine spürbare Verbindung eingehen. Mit messerscharfem Delay und anderen elektronischen Spielereien gelingt es dem Rythmusforscher, ganz feine und ausgefinkelte Interlockingparts zwischen diesen unterschiedlichen Welten herzustellen, die kristallklar hervortreten. Die Frage nach der Berechtigung des akademisch-sperrigen Untertitels des Albums erklärt sich somit auch: „A Journey Inspired By Early African Electronic Music And Modern Beats“. Trotz seines kommerziellen, entspannten Charmes kann „Drumphilla“ eine komplexe Tiefe erzeugen, die sich aber nur im Leisen und Unaufdringlichen finden lässt.
Andrea Benini – Präzision & Schärfe
Allerdings bleibt der Grundcharakter von „Drumphilia“ stets ein elektronischer, dessen Präzision und Schärfe etwas betörend-tranceartiges, das traditionelle Percussionensembles erzeugen können, nie zulassen. Den Mangel an Geheimnisvollem, kompensiert Benini mit einem sehr trippigen, megatrockenen Sound und beeindruckendem Know-how. „Drumphilia“ ist Beninis elektronische Genese von rhythmischem Kulturgut. Auch wenn etwas Geheimnisvolles fehlt und große Überraschungen ausbleiben, ist „Drumphilia“ aufgrund seiner Machart trotzdem ein geniales und rundes Elektronik-Album, das handwerklich perfekt gemacht ist und auf der Unterhaltungsebene glänzend funktioniert.
Das Album ist am 21. Juni 2018 auf Cristalline (Indigo) erschienen.
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