Hörenswert: Anna von Hausswolff – „The Miraculous“
although what you are about to see is a work of fiction, it should never the less be played at maximum volume.
Wenn an einem Freitag den 13. ein so schönes düsteres Album erscheint, beginnt man sich unten im Stimmungsloch fast zu freuen. Anna von Hausswolff beschert uns das mit ihrem 2. Album „The Miraculous“: Funeral Pop und Gothic Folk sind da so Begriffe, die einem das schwarze Herz schneller schlagen lassen, und wenn es dann heißt es gäbe eine neu entdeckte „Game-of-Thrones-Stimmung“ sind wir eh schon alle restlos begeistert. Und, von der Musik sind wir es auch.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 13.11.15 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 19.11.15 ab 00:00 Uhr.
Dröhnend beginnt das Album, anschwellend bis zum Ausbruch in „Discovery“. Synth-Pop und Pfeifenorgeln bei „The Hope Only Of Empty Men“, von durchdringenden Schreien bis zu donnernden Trommeln bei „Come Wander With Me/Deliverance“. Von Magie bis Terror, kolossal und heldenhaft. Warum sich das alles gar so episch anhört liegt unter anderem daran, dass von Hausswolff in Piteå die 9000 Pfeifen starke Konzertortgel „Acusticum“ zur Verfügung stand. Da bleibt einem schon bei der Vorstellung die Luft weg.
Der Klang mystischer Geschichten, inmitten der Nacht erzählt.
Der Grimm als ständiger Begleiter manifestiert sich auch in „Pomperipossa“, gewidmet Astrid Lindgrens Märchen ‚Pomperipossa in Monismanien‘, in dem die Autorin in den 70er Jahren den Staat und seine Steuergier kritisierte. Anna von Hausswolff macht dies hymnisch und mit klarer Stimme. Und auch der Name ihres neu gegründeten Labels trägt diesen Namen, auf dem bald (auf Kassette!) ein schwedischer minimal-Drone-Künstler erscheinen wird. Meine Güte, da passt einfach alles zusammen. „The Miraculous“ wandert alleine, ist der Fremde, reist poetisch aber zerrissen, fragt nicht nach dem Weg und bevorzugt die dichten Wälder vor den offenen Straßen. Dort ist nämlich der richtige Platz für Beschwörungen.
„Evocation is a poetic journey into a memory. It’s about trying to understand a place better by remembering its history. It’s about the terror, fascination and beauty that comes with the recollection of the past.“
War ‚Ceremony‚, das Debütalbum von 2012 noch verstärkt von Sakralem und Introvertiertem geprägt, bricht ‚The Miraculous‘ nun brachialer, roher und auch klarer hervor, fast scharmanisch und hypnotisierend. Ein wenig angsteinflößend, an PJ Harvey, Zola Jesus, Fever Ray oder Chelsea Wolfe erinnernd, unglaublich schön und fließend, immer im Graubereich zwischen Realität und Fiktion.
Der Name stammt übrigens aus Hausswolffs Kindheit, stellvertretend steht er für ihre eigene Vergangenheit und die Geschichten ihrer Eltern, die ihr damals oft vom Ort Miraculous berichteten. Eine Gegend, in der angeblich der schwedische Folk seinen Ursprung hat und auch (erfolglos aber immerhin) gegen den schwedischen König rebelliert wurde. Wie diese beiden Ereignisse zusammenhängen darf man sich selbst zusammenreimen. Dass die Musikerin aus Göteborg stammt tut sein Übriges zu den vielen Analogien zu ihrer Musik und muss einfach schon wegen dem englischen Gothenburgh gesagt werden.
Konzertorgeln und Doom, Folklore und Schlachtfelder, Kindheitserinnerungen und Gedankenreisen.
„The Miraculous“ schmeckt nach Blut und Tränen, Rost und Knochen, Asche und Erde. Eine in schwarzweiß gefärbte Landschaft, der Soundtrack von Nebel und Wind. Beruhigend. Und schön.
„The Miraculous“ von Anna von Hausswolff ist am 13. November 2015 bei City Slang erschienen.
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