Hörenswert: Anouar Brahem – „Blue Maqams“
Es sind die leisen Töne, die der algerische Oud-Spieler in diesem auch kammermusikalisch klingenden Jazz-Quartett wählt. Diese Musik verlangt auch etwas Aufmerksamkeit um all die Raffinessen im Leisen zu erkennen, die da dahingeflüstert werden. Ob „Blue Maqams“ somit auch als Klangtapete funktionieren kann, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 10.11.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 16.11.17 ab 00:00 Uhr.
„The most beautiful sound next to silence“
Seit der Gründung 1969 ist Manfred Eicher durch all die Jahre mit ECM dieser Labelphilosopie treu geblieben. Eine Philosophie, die im Besonderen durch die Definition von einem musikalischen Klangideal in Erscheinung tritt. In der Konsequenz tritt Eicher auch selbst als Produzent, als ‚Soundengineer‘ in Erscheinung. Natürlich entspricht auch „Blue Maqams“ Eichers Klangvorstellungen.
Anlässlich seines 60sten Geburtstags konnte Anouar Brahem nun mit Dave Holland am Kontrabass, Jack DeJohnette am Schlagzeug und Pianist Django Bates ein wahrlich lupenreines Starensemble zusammenstellen. Anhand dieser Besetzung kann man sich bereits sicher sein, dass es wieder mehr in Richtung Jazz zu gehen scheint, obwohl sich bei dem im Titel zu findenden Begriff ‚Maqam‘, eine persisch arabisch Instrumentalform handelt, die Komposition und Improvisation unter klar definierten Regeln miteinander verbindet. Allerdings ist es dem Laien auch auf „Blue Maqams“ wohl kaum möglich den Unterschied zwischen den Beiden heraus zu hören.
Auch wenn der arabische Kontext die musikalische Grundlage bildet, erscheint er auf diesem Album allein vom Klangbild her in einem sehr jazzigen Gewand. Sonst scheinen auf „Blue Maqams“ nicht nur die Grenzen zwischen Komposition mit Improvisation zu verschwimmen, sondern auch die zwischen Orient und Okzident. Es treffen sich hier zwei Genres die, so unterschiedlich auch sein mögen, die Improvisation als wesentliches und verbindendes Merkmal miteinander vereint. Mit dieser Besetzung hat Brahem Musiker zusammen gebracht, die sich zu Teil sehr gut kennen, gut aufeinander eingehen und bei denen eine fast magische Interaktion in der Improvisation zu hören ist. Unterliegt die Improvisation in der arabischen Tradition klaren Grenzen, scheinen diese bei Brahems Kompositionen stets neu ausgehandelt zu werden. Und das ist gut so.
Es ist traumhafte Musik, die einem da geboten wird. Das Zusammenspiel ist grandios und die Kompositionen gefinkelt, entbehren aber trotzdem dank Dave Holland nicht einer erdigen, pulsierenden Kraft. Allerdings wird es wohl Menschen geben, die sich an der ein, oder anderen Stelle einen kraftvolleren und progressiveren Sound wünschen würden. Einen Sound, der Einiges mehr in den Vordergrund rücken würde. In diesem Zusammenhang ist es fast ein wenig, schade dass dieses brillante Werk auch auf der Unterhaltungsebene funktionieren und als Klangtapete wahrgenommen werden kann.
Wer Gefallen an dieser Musik findet, dem sei noch die Veröffentlichung „Thimar“ ans Herz gelegt, auf der Brahem fast zwanzig Jahre zuvor an der Seite von Dave Holland und Saxofonist John Surman zu hören ist.
Das Album ist am 13. Oktober 2017 auf ECM erschienen.
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