Hörenswert: Atoms For Peace – „Amok“
Atoms For Peace sind eine Experimental Rock & Electronic Band und haben gerade ihr Debütalbum „Amok“ veröffentlicht. Wenn man das so stehen lässt, wird noch keiner in Begeisterungssprünge ausbrechen.
Wenn man ergänzt, dass es sich um eine dieser mysteriösen Superbands handelt, wird man wenigstens schon mal hellhörig. Und wenn man dann nebenbei noch erwähnt, dass Thom York seine Finger im Spiel hat, macht das schon irgendwie neugierig.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 01.03.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 07.03.13 ab 00:00 Uhr.
Superbands sind ja momentan grad wieder wahnsinnig in. Als wenn die Avengers jetzt Musik machen würden. Them Crooked Voltures, Superheavy, How To Destroy Angels, The Dead Weather oder Cavalera Conspiracy sind solche, quasi konzentrierte Musik-Größen. Atoms For Peace sticht da trotzdem raus, hier gibt’s keine Testosteron-strozende Bühnenshows, keine eher peinlichen Zusammenschlüsse und keine alternden Rockstars dies nochmal wissen wollen. Sondern Thom York (Radiohead), Flea (Red Hot Chili Peppers), Nigel Godrich (langjähriger Produzent von Radiohead), Joey Waronker (Beck und R.E.M.) und Mauro Refosco (Brian Eno).
Sowas passiert eben, wenn man im Hause Flea gemeinsam einen draufmacht. Eigentlich war Atoms For Peace als Live-Band für Thom Yorkes Soloalbum „The Eraser“ gedacht, der Name entsprang einem Songtitel des Albums. Ganz bei einem Nebenprojekt will man es aber dann doch nicht lassen und so erschien 2012 die erste Single „Default“.
„Amok“ ist das erste große Produkt aus dieser Verbindung und eine fast makellos eingespielte Vertrautheit ist nicht zu überhören. Hier sind Vorzeige-Nerds am Werk, die in Kombination eine fast schon unheimlich anmutende musikalische Berauschtheit erzeugen. Apokalyptisch und tanzbar. „Before Your Very Eyes“ eröffnet die Platte mit einer hyper-music, mit Funk, sphärischem Gesang und treibender Percussion. Flea groovt und Yorke falsettiert. Und auch „Default“ oder „Ingenue“ setzen die trancige und industrielle Tradition fort, sorgfältige Arrangements von Jazzelementen, modulierte Tieftöner und tropfende Beats steigern sich bis „Unless“, das schon nach digitaler Psychodelik klingt. Wert auf Zugänglichkeit legt Yorke allerdings auch bei Atoms For Peace nicht: Es verknoten sich auch hier bei übermäßigen Genuss bald radioheadesk und gerade richtig die Synapsen.
Trotz der – jeder für sich – dominanten Besetzung feht „Amok“ die typische Färbung seiner einzelnen Musiker, kein Gefunke aus dem Red Hot Chili Peppers-Repertoire, kein Rock von R.E.M. Und keine hymnischen Träumereien von Radiohead – obwohl, so ganz kann York doch nicht aus seiner Haut. Falsettgesang, verschrobene Synthie-Klangflächen, elektronisches Gefrinkel und Percussion-Klänge bleiben bestehen, aber nicht träumend, düster und bedrückend, eher erwartend, aufbrechend – melancholisch und brachial wie es Muse einst zu sein pflegten. Der Titel „Amok“ trifft den Kern der Sache zugegebenermaßen nicht ganz, obwohl: Keiner weiß wohin man blindlings läuft, sicher ist nur, dass man es muss muss. Aber bitte ohne Waffe. Besser mit Musik.
„Rund um Thom Yorke hat sich eine Formation aus musikalischen Superhelden gebildet. Deren Aufgabe: Die Entwicklung eines apokalyptischen Entwurfs elektronischer Tanzmusik für die Unendlichkeit“ (thegap)
„Amok“ von Atoms For Peace ist am 22. Februar 2013 bei Beggars/Indigo erschienen.
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