Hörenswert: Austra – „Future Politics“
„Future Politics“ – Zukunftsmusik ist das, was Austra bereits seit „Feel it Break“ von 2011 macht
Katie Stelmanis‘ galaktische Falsettstimme eingebettet in visionären Elektro, voll lettischer Mythologie, tragend und zerschlagend, erhebend bedrückend. Auf dem neuesten Album folgt die Band wie schon auf „Olympia“ konsequent einem inhaltlichen Faden. Und der ist dieses Mal ziemlich dick und klingt nach wunderbarsten New Wave.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 03.02.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 09.02.17 ab 00:00 Uhr..
Man kann sich jetzt darüber den Kopf zerbrechen, ob sich auch Austra über so manche globale politische Entscheidung Gedanken macht, oder ob das neue Album geradezu ein vertontes Zukunftsszenario ist. Im Zentrum steht die generelle Sicht nach vorne, in eine Zukunft die nicht wirklich ungewiss, aber jedoch sicher eine diverse und volatile sein wird.
Die Kanadier Katie Stlmanis, Maya Postepski und Dorian Wolf aka Austra umgeben sich eh schon selten mit leichter Kost und diesmal stehen deutlich Politik und auch Nicht-Politik der Musik vor: Keine konkreten Hinweise, auf welche politics man das Gehörte zu projizieren hat, kein Dröhnen des drohenden Untergangs – die Zukunft, in welcher Form auch immer sie auf uns zukommt, ist der universelle Raum, den Austra mit Stroboskop und kryptischen Sounds kreieren. Und geben dazu den Audioguide im Ohr, während man, darauf zugehend, den Raum vorsichtig erkundet.
Anders als bei „Feel in break“, in dessen Ecken stets die Düsternis lauerte, blickt „Future Politics“ angenehm erhellt in die Szenarien, die sich irgendwann im Kosmos für die Menschheit formen wird. „Olympia“ fragte nach Identität, Heimat, Freiheit und Selbstbestimmung, jetzt greift Austra in den größeren Kontext: Wie wird sich Leben auf dieser Erde gestaltet, nun, da wir stark wie nie daran beteiligt sind, dieses Leben zu beeinflussen?
Pathos und Philosophie mögen sich zeitweilen in den Gehirnwindungen verknoten, in Form von ElektroGothPop plus Opernstimme plus kühlen Bass ergeben sie erstaunlicherweise einen klaren Appell zum Anpacken, damit später an dieser Stelle keine verheerende Apokalypse besungen werden muss.
Gedanken über die Welt macht man sich am besten in vertrackten Soundcollagen. Und tanzend. Oder auch dem Albumcover folgend: In Rot, zu Pferde.
„Future Politics“ von Austra ist am 20. Jänner 2017 bei Domino Records erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da