Hörenswert: Black Light Burns – „The Moment You Realize You’re Going To Fall“
Was Limp Bizkit 2011 auf ihrem – wenn man so will – Comebackalbum „Gold Cobra“ ordendlich verhaut haben, holt ihr Gitarrist Wes Borland jetzt auf dem neuen Album seines Nebenprojekts Black Light Burns nach. „The Moment You Realize You’re Going To Fall“ gibt eben diesem den passenden Soundtrack: Mit düsteren Industrial Rock und Klanglandschaften, denen das Prädikat ‚progressiv‘ nicht mehr ganz gerecht wird.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 17.06.12 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 23.08.12 ab 00:00 Uhr
Dass Wes Borland kein Gitarrist im herkömmlich Sinn ist, dürfte schon seit (der guten Zeit) Limp Bizkit klar sein. Seine unkonventionellen Songstrukturen, die schrägen Effekte und der verdrehte Sinn für Humor erinnert da schon ein bisschen an Frank Zappa. Die Idee von Black Light Burns gibt es schon seit 2003, 2005 wurden die ersten Instrumental-Aufnahmen mit Danny Lohner (Nine Inch Nails/Skrew) gemacht, später stießen auch noch Sounddesigner Josh Eustis (Telefon Tel Aviv) und Drummer Josh Freese (A Perfect Circle/Ex-Vandals/Guns N’Roses) dazu.
Das Debütalbum „Cruel Melody“ erschien wegen Unterbrechungen (u.a. durch Limp Bizkit und anderen Projekten) erst 2007.
Mit dem aktuellen Silberling „The Moment You Realize You’re Going To Fall“ vertont Wes Borland scheinbar seinen aktuellen Gemütszustand: Brachial, düster und leicht neben der Spur. Das ständige Hin und Her bei Limp Bizkit und ein kurzes Gastspiel bei Marilyn Manson hinterlässt offenbar hörbare Spuren. Gut, uns solls recht sein, denn das 2. Album von Black Light Burns bietet genau die richtige Musik zum bevorstehenden Untergang – dunkle Klangflächen zwischen Dark Wave und Industrial Rock und eine wachsende Unruhe, das so gern verwendete Prädikat ‚progressiv‘ reicht da nicht mehr wirklich aus.
Die unheimliche Stimmung, die auf dem ganzen Album liegt, steigert sich von Track zu Track, und schon beim 3. Song „I Want You To“ wird die Unruhe zur Raserei: ‚The devil won’t take my place / I need to touch your pretty face / You don’t know your name / but you’re all pretty much the same‘. Ja da darf man sich aber auch nicht wundern. Der kühle, erotisierende Beat lässt beinahe nicht mehr unterscheiden, ob das Verlangen Drang oder Zwang ist. Bei soviel Düsternis, die schon fast Appetit auf Blut macht, bietet es sich ja direkt an dass „I Want You To“ zum Soundtrack von „Underworld: Rise of the Lycans“ gehört. Sex, Gewalt und gute Laune, was will man da mehr.
„The Moment You Realize You’re Going To Fall“ bietet die bereits bekannten verstörenden Synths, treibendes Schlagzeug und die dunkle und aufreizende Stimme Wes Borlands treibt voran, und wandert stets auf dem schmalen Grad zwischen Verstörtheit und Delirium. „The Girl In Black“ ist so ein Song. Trotz seiner sehr minimierten Struktur scheint der Song das musikalische Äquivlent zu Leder und schwarzem Nagellack zu sein. So richtig creepy wirds dann bei Songs wie „Tiger By The Tail“, „The Color Escape“ oder „Your Head Will Be Rotting On A Spike”. Die einen eher ruhig, experimentell und textlich auf der dunklen Seite der Emotionen; das andere blutrünstig und mordlüstern.
Black Light Burns schafft mit „The Moment You Realize You’re Going To Fall“ ein Album, das seinem Namen gerecht wird: Schräg, düster und verdreht, musikalische Raserei und Hysterie und das Wissen um das nahe Ende.
„Prügelorgien zwischen Hardcore („Splayed“) und Punkrock („We light up“) sowie nervös flirrender Industrial- („I want you to“) und 70er-Jahre-Art-Rock á la David Bowie („The colour escapes”, „Torch from the sky“). Hauptsache es scheppert, kratzt und beißt.“ (cdstarts.de)
„The Moment You Realize You’re Going To Fall“ von Black Light Burns ist am 10. August 2012 bei Neo/Sony Music erschienen.
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