Hörenswert: EMA – „Exile In The Outer Ring“
Erika M. Andersson ist zurück! „Exile In The Outer Ring“ könnte man fast als das Auswandern aus der so viel zitierten eigenen “Blase” sehen, ein Appell an das Vermögen, das große Ganze zu betrachten. EMA lässt sich diesmal wieder auf ihre Wurzeln im Noise nieder, mischt reduzierten Folk dazu und würzt mit dezent epischen Pop-Synths. Die Basis für eine surreale Erzählung über Entfremdung und Entfernung von einer glorreichen Zukunft.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 01.09.17 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 07.09.17 ab 00:00 Uhr.
Nicht mehr furios und prophezeiend wie in „The Future’s Void“ aber immer noch in einer Brachialität und einer Intensität, die in dieser neuen fast ruhigen Art nur noch bedrohlicher wirkt: EMA zeichnet in Bild der Welt, real abgründig und nach dem Sinn und Status der heutigen Generation suchend. X, Y oder Z spielt dabei weniger eine Rolle als die Frage nach dem „Heartland“, dem mittleren Westen der USA, der zwischen Drogen, Hass und Gewalt feststeckt und dieses gefährliche Gemisch von dort aus weiter ausbreitet. Abseits von Avocadotoast und Instagram Travel Pics konstatiert EMA zwischen Wut und Empathie eine neue Menschlichkeit, die nur einen Menschen ins Zentrum stellt – sich selbst.
Eine Position, die sich nicht zuletzt durch eine politische, aber vordergründig durch eine soziale wie wirtschaftliche Äußerung offenbart: In ‚Aryan Nation’ sind die Aussichten auf die letzten Reste der amerikanischen Working Class mehr als düster. Eine irrationale Änderung im Selbstbild einer gesamten Gesellschaft, und EMA liefert den Soundtrack der zu hören ist, während man der (Selbst-)Zerstörung einer Gesellschaft zusieht – metaphysisch oder real. “As a person who came from heartland America, I also believe that there is another way than directing your anger at those who often have less power than you. Don’t let your discontent or your patriotism be exploited. Don’t look down, look up.“ Hass kann nie die Lösung sein und doch wird er zunehmend zum einzigen Instrument.
Im Exil sieht man vieles klarer als innerhalb der Grenzen, so ist „Exile In The Outer Ring“ einerseits ein Blick nach vorne, in eine radikale Dystopie, andererseits ein Blick zurück, auf die Wände, über die die flackernden Bilder aus einer längst vergangenen Zeit wandern. EMA dekonstruiert the outer ring, diese unwirkliche Welt. Vielleicht als Schauplatz eines Horrorfilms. Oder der Horror besteht in der klaren Sicht auf die reale Welt. Where the darkness began.
LIVE: Am 12. Oktober ist EMA in der Wiener Arena.
„Exile In The Outer Ring“ von EMA ist am 25. August 2017 bei City Slang erschienen.
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