Hörenswert: EMA – „Past Life Martyred Saints“
Einfühlsame Brachialität oder schreiende Ruhe? Die amerikanische Musikerin EMA schafft mit „Past Life Martyred Saints“ ein Album das verstört und verwundert, gleichzeitig aber berührt und fasziniert – und das seinem Namen alle Ehre macht. Es wird süß gelitten und klanglich revolutioniert. Und wenn die britischen Musikheftln schon von ‚Avantgarde’ sprechen, macht das schließlich neugierig.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 10.06.11 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 16.06.11 ab 00:00 Uhr.
Mit 18 zog Erika M. Anderson von South Dakota nach L.A., wo sie sich bald mit Ezra Buchla zum FolkNoise-Duo Growns zusammentat. Die Formation löste sich 2010 auf, darauf folgte die eher experimentelle Aufnahme „Little Sketches On Tape“ – deren klanglichen Momentaufnahmen und EMAs Herantreten an die Musik auch auf dem aktuellen Werk, EMAs Debüt, „Past Life Martyred Saints“ zu finden ist. Hier trifft harter Noise auf romantischen Folk und vereint sich in einem kraftvollen, aber zerbrechlichen Soundgebilde. Und doch ist das Werk auf seine eigene Art (nein, eigentlich grundsätzlich) verstörend. Die Songs wirken beim ersten Durchhören chaotisch, roh und wie eine Vertonung gegensätzlicher Emotionen – mal ruhig und gefasst, dann hysterisch und wütend. Doch wenn man genauer hinhört wird klar, das hier jedes Chaos seinen Platz hat. Das ist Liebe zum experimentellen Herumwerkeln und zur klanglichen Vielfalt.
Aber „Past Life Martyred Saints“ erzählt auch von EMAs persönlichen Kämpfen, von körperlichen und auch seelischen Wunden. „I wish I had another hope to get out / These drugs they are making me so sad / I can’t stop, wanna take him with me” sings sie in “Marked” und auch “Butterfly Knive” ist eine bild- und klanggewaltige Mordgeschichte: “ They thought you’d never do it / But I knew I knew I knew / I knew someday … / Night, Colors red beneath moonlight / C’mon look me in the eye / 20 kisses with a butterfly knife..” Da kommt schon auch irgendwie der Einfluss ihrer Vorfahren durch, angeblich stammt EMA vom Wikinger-Krieger Erik Blood-Axe ab..
„Past Life Martyred Saints“ ist eigentlich ein Pop-Album, allerdings eines, das nicht gleich beim ersten Hineinhören seine Tiefen und seine Schönheit preisgibt, sondern erst mal kantig, trotzig und kämpferisch um die Ecke kommt. Was an der Platte fasziniert, ist das vermeintlich Unfertige, das angenommene Chaos, das sich dann beim weiteren Durchwühlen in erstaunlich schöne Einzelteile zerlegt, dass sich im Endeffekt zu einem neuen Ganzen zusammensetzt. „Anderson referenziert den Grunge und verbreitet dabei eine Riot-Grrrl-Attitüde mit dem zarten Lächeln einer Popsängerin“ (Daniel Kottkamp / Tonspion.de).
„Past Life Martyred Saints“ von EMA ist am 3. Juni bei Souterrain Transmissions erschienen.
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