Hörenswert: FKA twigs – „EP1“
Früher hieß sie mal twigs, und jetzt?
Ein Stimmchen aus Goldfäden gesponnen und eingewickelt in Downtempo-Beats zu Gehör gebracht: So präsentiert sich die erste EP (4 Track Extended Play) dieser Ausnahmekünstlerin aus Großbritannien. FKA (Formerly Known As) twigs hält sich nicht mit Oberflächlichkeiten auf, sondern dringt lieber gleich direkt in das Herz ihrer Hörerschaft vor. Musik zum Sterben schön gemacht und filigran-anmutig präsentiert erwartet euch auf EP1.
Ein eigenwilliger Stil, musikalisch wie auch modisch, zeichnet diese junge britische Künstlerin mit jamaikanisch-spanischen Wurzeln aus, die auf Anhieb den „weak spot“ ihres Publikums trifft.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 06.09.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 12.09.13 ab 00:00 Uhr.
Down to business
Die Beats rollen sphärisch, die Stimme fliegt hoch und die 25-jährige Künstlerin selbst könnte zerbrechlicher nicht sein. Schon der Name – twigs – bezeichnet die Art, wie Ihr die Knochen knacken; Als Balletttänzerin kommt das wohl nicht von ungefähr. Gleich zu Beginn bricht FKA twigs auf das Minimum herunter. „Weak spot“ werkt dumpf und später mechanisch im Untergrund. Die Stimme scheint Geheimnisse aus der Tiefe des Seins zu flüstern, teils sanft, teils gierig während die Beziehung zum eigenen Körper und die Beziehung des eigenen Körpers zu einem anderen thematisiert wird. Auch im zweiten Track stehen Beziehungen im Vordergrund. Das dumpfe Pochen des Downtempo-Beats tänzelt willig um ein zartes Stimmchen, das vom Schmerz erzählt. Das äußerst ungewöhnliche Video erinnert an die Liebe, einer Motte zum Licht: Es scheint nicht mit und nicht ohne „Ache“ zu gehen.
„Breathe“ rechnet schließlich mit einer Beziehung ab. Jetzt klingt twigs‘ Stimme schon kräftiger und auch die Beats kommen klarer. Kurz vor Schluss zeigt sich Miss „Formerly Known as“ dafür umso verhaltener: „Hide“ schleicht sich nur langsam in den Gehörgang, verdient aber nicht minder an Aufmerksamkeit, ganz abgesehen von dem Video, aber das versteht sich bei der britischen Newcomerin mit dem exzentrischen Stil von selbst.
Videokunst
Nackt und ihr Innerstes ruhig und bewusst nach außen kehrend, so präsentiert sich FKA twigs in Ihren Songs, aber auch in Ihren Ausnahme-Videos. Immer steht ein Individuum im Mittelpunkt, meist sie selbst. Die artsy Videos stellen dabei das Körperliche in Beziehung zu den frei in Sphären schwebenden Sounds. Alle 4 Videos zu EP1 entstanden gemeinsam mit Grace Ladoja, außer “Weak spot”, der Geburt der materiellen Künstlerin aus einem computergenerierten Frauenkörper, bei dem rossisbudda mitmischte. “Ache” greift die hamletsche innere Zerrissenheit eines “sein oder nicht sein” auf eine Art auf, die sich erst nach einer Weile erschließt. In “Breathe” hämmert FKA twigs ihre Wut einem Auto – dem Symbol des Materialismus schlechthin – entgegen. Und in “Hide” tanzt die nun ganz organisch gewordene Britin minimalistisch nackt mit Blümchen zwischen den Beinen.
Coming soon: EP2
Die erste Single „how’s that“ aus der am 9. September 2013 erscheinenden EP2 ließ bereits im Mai zahlreiche Münder vor Staunen offenbleiben und nicht weniger Begeisterung verdient die frische 2. Single “water me”, hier screenfüllend zu sehen und zu hören.
Tracklist EP1 (2012)
Weak Spot (1 of 4)
Ache (2 of 4)
Breathe (3 of 4)
Hide (4 of 4)
EP1 von FKA twigs ist am 4. Dezember 2012 (ohne Label) erschienen. EP2 erscheint am 9. September 2013 bei Young Turks (UK).
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