Hörenswert: Giant Sand – „Heartbreak Pass“
Nach einer 30jährigen Bandgeschichte darf man schon mal etwas nostalgisch in die guten alten Zeiten zurückblicken.
Howe Gelb macht das mit seiner Truppe Giant Sand und dem neuen Werk „Heartbreak Pass“ momentan wieder auf höchstem Niveau: Viel Alt-Country, Indierock, Blues, Alericanaeschrammel und – natürlich – Desert Rock, Geschichten über das Leben, die Liebe und die Wüste. Und Bands aus Tuscon, Arizona haben ja oft den Ruf, fast den Wüstenstaub mit auf die Platte zu pressen. Mit Volldampf über den Herzbrecher Pass.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 22.05.15 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 28.05.15 ab 00:00 Uhr.
Mit „Valley Of The Rain“ fand Giant Sand damals, 1985 seinen Beginn. In 30 Jahren tut sich dann allerdings doch viel, neben diversen Soloprojekten widmete sich der country crooner, Geschichtenerzähler und musikalische Altmeister Howe Gelb auch seinen Nebenprojekten (u.a. The Band of Blanky Ranchette, Arizona Amp and Alternator, OP8). Jetzt kommt mit „Heartbreak Pass“ ein Album, das von dieser langjährigen Reise erzählt, in all ihren Facetten. 15 Nummern führen musikalisch durch jeglich Gefielde die Gelb jemals beschritten hat, sei es Blues mit viel Reverb und Whiskystimme auf dem Opener ‚Heaventually‘, brodelnder Folk, hochqualitatives und fröhliches Jammern bei „Hurtin‘ Habit‘ (‚Hurt myself, that’s what I do / if you’re so concerned, could do the same for you‚ – Anspieltipp!), Country fürs Lagerfeuer mit ‚Every Now And Then‘ oder Alt-Americana und Geschichten über das Nomadenleben eines Musikers bei ‚Home Sweat Home‘ – quasi als das moderne Pendant des lonesome cowboys.
„Heartbreak Pass“ ist ein Album, dass relativ frei viele Geschichtsstränge erzählt, das sich aber bei der Gesamtbetrachtung als ein Buch mit drei Kapiteln enpuppt, das einen auf wundersame Art und Weise durch die Freuden und Leiden des Lebens navigiert. Gelb bezieht das auch auf sich persönlich, mit dem neuen Album findet auch eine Zusammenführung seiner ‚zwei Leben‘ statt, der Musiker und der Familienvater, die sich in den vergangenen drei Jahrzehnte trennten und nun wieder zusammengeführt werden. Deshalb seit neuesten auch die hochgestellte 3 in Giant3 Sand: 3 Jahrzehnte, 3 Kapitel und viele Gastmusiker. Giant Sand ist ja so gesehen nicht wirklich eine Band, eher das Soloprojekt von Gelb mit unzähligen dieser Gastmusikern. Und wie es sich für Jubiläen so gehört, sind auf „Heartbreak Pass“ gleich ein Haufen solcher zu hören: Isle DeLange und JB Meijers (The Common Linnets), Steve Shelly (Sonic Youth), Jasyon Lytle (Grandaddy), Maggie Björklund (Jack White), John Parish (PJ Harvey) und Grant-Lee Phillips (Grant Lee Buffalo) geben sich dabei die Ehre. Und spätestens mit „Forever and Always“, dem Closer des Albums, den Howe Gelb gemeinsam mit seiner 12-jährigen Tochter am iPhone aufnahm sind wir drüber, über den Heartbreak Pass.
„Heartbreak Pass“ ist für Zeiten, ‚when love is angry and love turns deadly / And the days become a Leonard Cohen medley‚ (‚Texting Feist‘). Gut, dass wir vorbereitet sind.
„Heartbreak Pass“ von Giant Sand ist am 4. Mai 2015 bei New West Records erschienen.
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