Hörenswert: Jimi Tenor – „Order of Nothingness”
In seiner bekannt schrägen Art entzieht sich der exzentrische Finne erneut allen herkömmlichen musikalischen Parametern, scheint aber nun auch noch die Schwerkraft überwunden zu haben. Nach dem völlig trippig klingenden Big-Band-Album „Mysterium Magnum“, dem nicht minder bizarr anmutenden „Saxentric“ ist auf „Order of Nothingness” nun etwas zu hören, das wohl am ehesten noch als ‚Cosmic Fusion‘ zu bezeichnen wäre und irgendwo in den unendlichen Weiten angesiedelt ist, die sich zwischen der Musik von Pharoah Sanders, Sun Ra oder Tony Allen befinden.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 29.06.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 05.07.18 ab 00:00 Uhr.
Jimi Tenor, Jahrgang 1965 ist zwar in Lahti/Finnland geboren, scheint aber vielmehr aus dem Nirgendwo zu kommen und nachdem er nun in aller Welt gleichgesinnte getroffen hat, unterwegs ins Nichts zu sein. Immerhin kartographiert dieser geniale Musiker mit Masterplan all die fernen Orte, die er auf seinem Weg in kosmische Sphären durchreist. Auch „Order of Nothingness” mutet etwas wie eine Sternkarte an. Angefangen bei „Chupa Chups“, das mit seinem fetten Synthie-Bass stark an George Clintons Mothership-Connection erinnert, bis hin zu „My Mind Will Travel“, einer sphärisch-groovenden Nummer, die ebenso aus der Feder von Pharoah Sanders stammen könnte: Alles scheint sich auf den acht Nummern starkem Album, die gerade mal knapp 35 Minuten füllen, um ferne Welten zu drehen.
Jimi Tenor, ein Wolf im Schafspelz
Aber Jimi Tenor macht es uns lange nicht so schwer ihm zu folgen, wie die großen Meister des Free-Jazz, in deren Tradition er offensichtlich verankert ist. Im Gegenteil: „Order of Nothingness” ist, trotz der vielen bizarren Sounds, der teilweise vertrackten Grooves und den ungewöhnlichen Melodieführungen ein gängiges, ja sogar mitunter recht poppiges Album, das sich ungemein kurzweilig präsentiert. Keine Frage. Tenor ist zweifelsohne ein Avantgardist, der aber seine futuristische Musik äußerst gängig zu verpacken weiß. Ein Wolf im Schafspelz. Selbst die paar klassischen Fusion-Ansätze mit all ihrem Kitsch klingen bei Tenor irgendwie interessant und geheimnisvoll.
Vielleicht liegt es auch an der Kürze der Nummern, die bis auf eine Ausnahme alle um die vier Minuten dauern, das einem „Order of Nothingness” so unglaublich abwechslungsreich vorkommen mag. Denn hier wurde nichts künstlich aufgepumpt, keine längeren Soli gespielt, kein unnötiges Klingeling um dem Album mehr Laufzeit zu verpassen. Somit hat „Order of Nothingness” etwas ungemein Präzises an sich und wirkt etwas wie ein schneller, wohldosierter Rausch.
Letztlich bleibt dieser umtriebige Finne nicht fassbar, den es lässt sich einfach nicht voraussagen, wie wohl sein nächstes Album klingen mag. Denn der Multiinstrumentalist scheint sich einen Dreck um Konventionen, Kommerz und Genres zu kümmern. Er macht einfach nur sein Ding. Gut so.
Das Album ist am 8. Juni 2018 auf Philophon erschienen.
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