Hörenswert: Jupiter & Okwess – „Kin Sonic“
Wieder einmal haben wir es dem Gorillaz-Mastermind Damon Albarn und seiner Liebe zur afrikanischen Musik zu verdanken, dass dieser Formation aus der Republik Kongo die angemessene Aufmerksamkeit zuteil wird.
Wie es der Albumtitel schon vermuten lässt, handelt es sich bei „Kin Sonic“ keinesfalls um irgendein angepasstes folkloristisches Gedudel. Vielmehr wird hier die kongolesische Musikkultur zielsicher ins 21. Jahrhundert geführt. Und das klingt nicht nur sehr elektrisch rockig, sondern auch ungemein urban.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 10.08.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 15.08.18 ab 00:00 Uhr.
Fast täglich erreichen uns hier in Europa Neuigkeiten aus der Republik Kongo. Doch nur selten sind diese positiv: Armut, Kriminalität, Anarchie, Ebola. Das sind wohl die Schlagwörter aus denen sich die Nachrichten aus dem zentralafrikanischen Land zusammen setzen. Doch nach Konono No. 1 und Mbongwana Star ist es nun Jean-Pierre „Jupiter“ Bokondji, der für Schlagzeilen der positiven Art verantwortlich ist. All die hier genannten Formationen zeugen von einer höchst vitalen, von einer langen Tradition geprägten Musikkultur, die den Weg in die Moderne ganz spielerisch gemeistert hat. Auch Jupiter ist ein Vertreter dieser kongolesischen Moderne, der munter ganz verschiedene Ansätze zu einem sehr urbanen, aber gleichzeitig sehr endemisch klingenden Ganzen verarbeitet.
Vielleicht sollte man es Glück nennen, dass Jupiter, Sohn eines Diplomaten in Belgien und der DDR aufwachsen, ganz unterschiedliche Genres und Kulturen kennen lernen durfte. Doch der Weg zurück in sein Heimatland mit seinen unterschiedlichsten Ethnien und Sprachen war sicherlich für das privilegierte Reiche-Eltern-Kind ungemein beschwerlich. Um so erstaunlicher ist es, welche Art von Musik er auch auf seinem zweiten Studioalbum erschaffen hat: Ungemein kraftvoll und rockig, ja phasenweise mit einem fast explosiv-punkig zu nennenden Impetus treibt uns die Musik nach vorne. Verzerrte Gitarren, futuristische Synthie-Sounds (zum Teil von Damon Albarn eingespielt) und die Geige von Warren Ellis (Nick Cave) liegen über den temporeichen, vor Kraft nur so strotzenden kongolesischen Rhythmen. Hinzu kommen die Vocals, die mal in Form von sehnsüchtigen Chorgesängen auftreten, aber oft auch wie Maschienengewehrsalven aggressiv herausgebrüllt werden.
Gewagte Achterbahnfahrt durch diverse Stile und Genres
Alles in Allem handelt es sich bei „Kin Sonic“ um eine äußerst gewagte Achterbahnfahrt durch diverse Stile und Genres, bei dem der kongolesische Schweiß und die kongolesische Musiktradition mehr als nur die Funktion eines Katalysators spielt. Mag sein, dass die Musik von Jupiter ist der Einen oder dem Anderen zu kraftvoll, zu rasant oder zu aggressiv erscheinen mag. Doch sie ist vor allem eines: außergewöhnlich.
Sollte die Cover-Art bei jemandem Erinnerungen an eine andere Formation wach rufen, so soll an dieser Stelle dieses Geheimnis nicht gelüftet werden.
Das Album ist am 3. März 2017 auf Autre Distribution erschienen und seit kurzem auch in Österreich erhältlich.
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