Hörenswert: Khruangbin – „Mordechai“
Welt aus, „Mordechai“ an.
Das neue Album der Texaner Khruangbin ist Tiefenentspannung pur, zwischen souligem Psych-Indie, Funk und Sundownern. Ausschweifen, Seele baumeln lassen und der Exzentrik mal eine Pause gönnen: Selbstvergessen und weltoffen, psych-positive und detailverliebt.
Hörenswert. RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 17.07.20 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 23.07.20 ab 00:00 Uhr.
First Class Chill
Wer sich bereits Anfang 2020 mit Khruangbin und Leon Bridges in „Texas Sun“ versinken ließ, bekommt jetzt quasi den warmen Sonnenuntergang als Longplayer: Lalala-Funk, groovendes Disco-Feeling, Pop und Jamsession, vereint in 45 Minuten. Schon die Vorgänger Con todo el mundo (2018) und Hasta el cielo (2019) sind umfangreiche Sammlungen aus world music sounds, wie etwa aus Thailand, dem Iran oder Äthiopien, die vermischt und schließlich in Dub übersetzt wurden.
Das 4. Album „Mordechai“ ist genauso ein Streifzug durch musikalische Diversität Pakistans, Koreas und Westafrikas – die Lust an der Vielfalt der Stilelemente aus aller Welt ist aber vor allem im vorrangigen Gesang zu hören: 14 Sprachen erzählen, der Dub bleibt aus und die Gedanken hängen lieber in der Hängematte, die Stimmen sorgen für die richtige Stimmung. Neue Prioritäten und gewohnte Experimentierfreudigkeit.
Remember, so we don’t forget
Bei Laura Lee, Mark Speer und Donald Ray »DJ« Johnson Jr herrscht keine klassische Herangehensweise an Songs, Aufbau oder Konzept. Hier wird nach Intuition, Lust, Gelegenheit und Erinnerungen kreiert, Gedanken werden auf Post-Its festgehalten: Momentaufnahmen, gesammelt. So ist übrigens auch der Bandname entstanden: Khruangbin ist thailändisch und das Lieblingswort von Bassistin Laura Lee – und heißt wörtlich übersetzt „Fluggerät“.
The groove remains
Nicht viel wollen, aber aus dem Minimalen das Bestmöglichste herauszuholen, ist wohl das Geheimrezept für die Funktionalität von Khruangbins oszillierender, stilgemixten und anspruchsvoll verworrener Musik. Auf Basis von Bass, Gitarre und Schlagzeug verschwimmen die Grenzen zwischen Sprachen, Stimmungen, Tempi und Geschichten mühelos – „Mordechai“ klingt nach keinem bestimmten Land aber ist ein Easy-Listening-Roadtrip quer durch einen Sommer ohne Urlaub, verliebt in den Groove.
„Mordechai“ von Khruangbin ist am 26. Juni 2020 bei Dead Oceans erschienen.
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