Hörenswert: King Dude – „Sex“
Auf zu viel komm ich einfach zu spät drauf. Konzerte zum Beispiel. Oder Veröffentlichungen. Gut, dass das Prädikat „hörenswert“ oft nicht nur ein temporäres ist und in diesem Fall schon gar nicht.
Das aktuelle Album von King Dude ist bereits letztes Jahr erschienen, aber auch 2017 ist „Sex“ noch die Platte, die selten gut düsteren Acoustic Folk mit Gothic, Rock und Wave aufpeitscht und wieder mal dem Motto fröhnt: Let the dark do what the dark does best.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 09.06.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 15.06.17 ab 00:00 Uhr.
King Dude hört eigentlich auf den Namen Thomas Jefferson Cowgill und verfiel trotz seiner Heimatstadt Seattle nicht dem Grunge, sondern dem Black Metal. Seit 2003 ist er Sänger und Gitarrist bei Book of Black Earth, seit 2010 veröffentlicht er mit seinem Soloprojekt auch musische Dunkelheit mit Neo und Dark Folk, unter anderem auch mit der Grand Dame dieser Sparte, Chelsea Wolfe.
„Sex“ ist Album Nummer Sechs (aha!) und könnte wohl nicht besser betitelt werden, lässt man sich erst mal auf die Düsternis ein. Electrocute ist ein Begriff für den fremdbestimmten Lebensverlust durch Stromschlag, und passt metaphorisch wie thematisch zu King Dude: Mehr Wave, Punk und Electro als in den Alben davor schlägt sich auf die akustischen Grundfesten nieder, die Anlehnungen an Social Distortion, Nick Cave, Sisters of Mercy oder Tiamat werden hörbar – technisch, kühl und zu gleichen Teilen distanziert wie crushing in. Das Leben der Nacht, zwischen Whisky und Zigarette, zwischen „Holy Christos“ und „Shine Your Light“, eine lebhafte Tour über Friedhöfe. Oder durch die Wälder bis die Sonne aufgeht.
Everybody wants a „Swedish boy“ ist dann auch noch wahr und bedient auch das Verlangen nach Rock’N’Roll und Dark Wave, dazwischen die Reflexionen im trüben und verdreckten Wasser des Lebens in „I Wanna Die at 69“ oder „The Girls“. Und es ist King Dude, also manifestieren sich auch Teufel und Tod in „Our Love Will Carry On“ oder „The Leather One“ in ständiger Präsenz. Die musische Verbrüderung mit Tom Waits, teilweise auch David Bowie oder Velvet Underground besteht auch auf „Sex“ weiter, ebenso Cowgills Samtstimme, die an Greg Brown und Sargpolsterung erinnert. Narrativ, schwer und sinister, mit teilweise gruseligen Psychedelic Elementen und der Apokalypse stets vor Augen bewegt sich „Sex“ auf den Abgrund zu. Oder den Orgasmus.
King Dude macht auf „Sex“ die perfekte Musik für die folk- und bluesaffinen Mitglieder des Black Swarm (Dave Gahan von Depeche Mode gab diesen Namen einst seinen Fans). Das Album wird zur großen Spielwiese der gloomy kids, die im verdunkelten Räumen, in Betten mit schwarz bezogenen Laken, der gegenseitigen Dunkelheit verfallen und von Erlösung träumen.
Zum heutigen Vollmond passt „Sex“ somit hervorragend. Get lost in the woods!
LIVE: King Dude kommt nochmal nach Österreich:
- 15. Juni: KAPU, Linz
- 17. Juni: House of the Holy Festival, Abtenau
„Sex“ von King Dude ist am 28. Oktober 2016 bei Van Records erschienen.
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